Wie lässig kann man sein?

Der neue Mann?

Der neue Mann?

Das fragt die Über­schrift über den heu­ti­gen Wer­be­bei­la­ge in der Tages­zei­gung. Es geht um Män­ner­mo­de. Und für das Titel­bild gilt: Männ­lich geht anders. Mei­ne Güte, was für zwei Milch­tü­ten in Pseu­do-Out­door-Jacken und Jeans mit ein­ge­bau­ten Nut­zungs­spu­ren. Die Krö­nung fin­det sich aller­dings gegen Ende des Mehrseiters.

Kein Kommentar

Kein Kom­men­tar

Was ist das? Ein Clown? Schlecht­sit­zen­de Hose in  — wie heißt die Far­be — “cur­ry”? Könn­te auch “Möh­ren-Kar­tof­fel-Brei-im-Bio­Hipp­gläs­chen” hei­ßen. Und bun­ter Rin­gel­pul­li — an so etwas erin­ne­re ich mich aus mei­ner Kin­der­gar­ten­zeit. Aber die Krö­nung ist die rote Stepp­ja­cke. Nicht nur, dass die­ses Modell an dem Typen min­des­tens zwei Num­mern zu klein aus­sieht — sie wäre auch furcht­bar in der rich­ti­gen Grö­ße. Und was trägt er mit so viel Spass inne Backen mit sich her­um: ein Rie­sen­woll­knäu­el als Deko? Für einen Mann???

Was bin ich froh, dass ich 44 und ver­hei­ra­tet bin.

ohne Deko

Heu­te mor­gen am Früh­stücks­tisch, blät­tern in den Wer­be­bei­la­gen. Bei Ross­mann gibts Fit­ness­ge­rä­te für zuhause.Man muss schon genau hin­schau­en, um den sub­ti­len Humor die­ser Anzei­ge zu erkennen…

Rossmann -- Ohne Deko

Ross­mann — Ohne Deko

Wer bis­her geglaubt hat, Frau­en machen das für die Fit­ness oder die Figur — falsch gedacht. Sie sind ein­fach die Deko.

save the day

shave the day - and the world will smile back at you

shave the day — and the world will smi­le back at you

Heu­te auf dem Weg zum Geburts­tags­fest von Freun­din A. Wir par­ken ein Stück­chen die Stra­ße run­ter hin­ter einem sil­ver­far­be­nen Sko­da. Die Bot­schaft auf dem Heck ist irri­tie­rend: “shave a nice day”. So ein­fach ist das also. Nach ein paar Minu­ten Nach­den­ken kom­me ich zu dem Schluß: Manch­mal stimmts sogar. Der mor­gend­li­che Kuss ist nach dem Rasie­ren doch oft ange­neh­mer. Ein genaue­rer zwei­ter Blick auf das doch recht klei­ne Wer­be­em­blem bringt Klar­heit — das ist kein s — son­dern ein umge­kehr­tes ecki­ges ein­fa­ches Anfüh­rungs­zei­chen. Blö­der typo­gra­phi­scher Spielkram.

Daneben gegriffen

Mon­tag Mor­gen, kurz vor 8. Schon fast fer­tig mit allem, nur noch Make­up, Haa­re föh­nen und einen Sprüh­stoß Magni­fi­que aufs Dekol­le­té. Und jetzt das — der Fla­con leer, kein Tröpf­lein für den Mikro­zer­stäu­ber mehr da. Egal, da war doch die klei­ne Pro­bier­pro­be vom letz­ten Par­fu­me­rie­be­such, das roch doch gar nicht so schlecht. Ich bewah­re die­se klei­nen Pro­be­fläschen in einer Schach­tel auf dem Regal im Bade­zim­mer auf — mit einer Samm­lung von Nagel­lack­fläsch­chen. Letz­te­re ist aber nicht beson­ders umfang­reich. Also schnell mal eben rein­ge­grif­fen, die klei­ne Par­fum­pro­be ist sogar mit Zer­stäu­ber, pscht pscht, ange­sprüht. Riecht irgend­wie sei­fig. Na ja, muss heu­te mal gehen. Die Haa­re sind frisch gewa­schen und blei­ben heu­te offen.

Beim Anzie­hen von Schal und Man­tel kom­men mir ers­te Zwei­fel. Das riecht komisch. ICH rie­che komisch. So irgend­wie unpas­send. Beim Umbin­den des Schals sind die Haa­re nach vorn gefal­len und ein­mal durchs Dekol­le­té gezo­gen. Jetzt rie­che ich es mas­siv. Bäh. Das geht gar nicht. Also wie­der aus­zie­hen, nach oben — wie krie­ge ich das wie­der ab? Auch Ste­phan ist der komi­sche Geruch inzwi­schen auf­ge­fal­len. Er bestä­tigt: das kommt nicht wirk­lich gut. Ein Blick auf den Fla­con bringt die Wahr­heit an den Tag. Das kann gar nicht pas­sen. Das ist der Män­ner­duft. Und jetzt erin­ne­re ich mich auch an den Spruch der Ver­käu­fe­rin in der Par­fu­me­rie: “Da leg ich Ihnen noch­mal was Schö­nes für den Gat­ten dazu, Frau Dr. Hänel.”

Cartier Déclaration - der Duft für ihn mit dem maskulinen Charakter...

Car­tier Décla­ra­ti­on — der Duft für ihn mit dem mas­ku­li­nen Charakter…

Soll­te der Gat­te jemals auf die­se Mar­ke umstei­gen, lass ich mich schei­den. Oder viel­leicht ist es am Man­ne gar nicht so schlecht, ver­spricht doch der Wer­be­text “mas­ku­lin” als Cha­rak­ter, Kopf­no­ten von Leder und Zedern­holz und eine Herz­no­te von Iris, Zimt und Ing­wer. Die Basis­no­te aller­dings sei “Bei­fuß, Küm­mel und Bit­ter­oran­ge” — Küm­mel, na ja, ehr­lich gesagt, dar­auf kann ich ver­zich­ten. Wenn ich Küm­mel will, koche ich damit. Es bleibt aber immer noch die Fra­ge, wie ich die­ses olfak­to­risch unpas­sen­de Gemisch wie­der loswerde.

Kom­plett aus­zie­hen — riecht immer noch. Waschen. Noch­mal Waschen. Ein drit­tes Mal Waschen. Ein­cre­men mit der ver­trau­ten Body­lo­tion. So lang­sam gehts wie­der. Die Haa­re wasche ich jetzt aber nicht noch­mal. Die blei­ben offen und sol­len beim Rad­fah­ren durch die Käl­te ausdünsten.

So halb­wegs hats funk­tio­niert. Zumin­dest hat mich kei­ner der Kol­le­gen auf einen merk­wür­di­gen Geruch ange­spro­chen. Aber selbst jetzt, um kurz nach zehn am Abend, habe ich ihn noch in der Nase. Sei­fi­ges Zedern­holz mit Küm­mel. Vorm Schla­fen­ge­hen geh ich noch­mal duschen…

 

Werbeeinblendung

Vor­weg #1: min­des­tens Freun­din L. wird sich beim Lesen die­ses Bei­trags die Haa­re rau­fen. Ich höre sie bereits “Ahhhhh, Ste­phan!” stöh­nen. Ich hof­fe, dass sie mir verzeiht.

Vor­weg #2: Audio­phi­le, für die nur die Ril­le der ein­zig zuläs­si­ge Ton­trä­ger ist, mögen mir bit­te noch mehr verzeihen.

Seit eini­ger Zeit ver­su­che ich mehr oder weni­ger sys­te­ma­tisch mei­ne Musik­samm­lung a) zu ver­voll­stän­di­gen und b) zu aktua­li­sie­ren. Das bedeu­tet nicht, dass ich mir nun immer die neu­es­ten Chart­stür­mer kau­fe. Son­dern viel mehr, dass ich mir Musik, die ich bis jetzt nur auf MC [1] habe bzw. die ich schon lan­ge haben woll­te, nun stück­wei­se auf CD oder als MP3 online (oder art­ver­wandt) kau­fe. Letz­te­res dann, wenn es eher “Gebrauchs­mu­sik” bzw. Hin­ter­grund-Tra­la­la ist. Zur CD grei­fe ich vor allem dann, wenn ich auch das Book­let haben möch­te: Tex­te zum Nach­le­sen, Anga­ben zum Set etc. pp.

George Benson & Al Jarreau, "Givin' It Up"

Geor­ge Ben­son & Al Jar­reau, “Givin’ It Up”

Nun hat­te ich vor ein paar Tagen das Album “Givin’ it up” von Al Jar­reau und Geor­ge Ben­son ent­deckt. Und da war sie nun die Fra­ge: Wo kau­fen? Denn es soll­te schon die CD samt Book­let etc. sein. Beim in letz­ter Zeit ins Gere­de gekom­me­nen gro­ßen Inter­net­an­bie­ter für Bücher, CDs und über­haupt möch­te ich eigent­lich nicht mehr bestel­len. Ich habe mich übri­gens nicht an dem gro­ßen Boy­kott betei­ligt (ich muss­te dafür auch schon eini­ges an vir­tu­el­ler Prü­gel ein­ste­cken). So sehr mich die Berich­te über die Arbeits­be­din­gun­gen etc. irri­tie­ren und ich auf Abhil­fe hof­fen, viel mehr beun­ru­hi­gen mich die Aus­wir­kun­gen auf Ver­la­ge, unab­hän­gi­ge Buch- und Musik­händ­ler etc., die im Zuge der Bericht­erstat­tung en pas­sant ruch­bar wur­den. Denn mit die­sem Online-Händ­ler ist es ähn­lich wie mit der hip­pen Com­pu­ter­fir­ma mit dem Apfel: Bei­de Fir­men sind die bes­te Angriffs­flä­che, weil sie eh im Fokus des öffent­li­chen Inter­es­ses ste­hen. Die Mit­be­wer­ber sind kaum einen Deut bes­ser. Was die gan­ze Cho­se natür­lich nicht ein­fa­cher macht. Also kam nur ein ört­li­cher Händ­ler in Fra­ge. Und sie­he da, Mr. Music an der Max­stra­ße hat­te die CD vor­rä­tig, sogar güns­ti­ger als jedes Ange­bot im Netz. Wow! Der Laden hat einen Kun­den mehr!

[1] MC: s. http://de.wikipedia.org/wiki/Compact_Cassette

Am richtigen Ort

Plakat Lehrstellenaktion vor MVA Bonn

Irgend­was mit Menschen

… wären man­che Wer­be­pla­ka­te, vor allem groß­for­ma­ti­ge, wirk­lich gut auf­ge­ho­ben. So wie die­ses, des­sen beson­de­re Bot­schaft durch sei­nen Stand­ort wirkt. “Irgend­was mit Men­schen…” Ja, auch der Müll hat irgend­was mit Men­schen zu tun, wird gar Archäo­lo­gen der Zukunft haar­klein Aus­kunft über unse­ren All­tag geben. Wenn er nicht in einer Art rie­si­gem Kre­ma­to­ri­um ver­brannt wird, ther­mi­sches Recy­cling genannt. Dann bleibt nur die Rauch­fah­ne als Zei­chen, dass hier mal irgend­was mit Men­schen war.