Nach einem doch gemütlichen Frühstück geht’s auf in die letzte Runde der Reise: wie in den Vorjahren verabschiedet uns Bayern kühl mit Regen und Nebel. Am Brenner liegt noch Schnee, das hatten wir bisher noch nie. Und auch nach passieren der Alpen wird es zwar etwas wärmer im Veneto und der Poebene, so richtig Italientemperaturen werden es aber nicht. Am letzten Rastplatz kurz vor Florenz, wo wir in den letzten Jahren immer das erste Eis gegessen haben, wärmen wir uns heuer am Espresso auf.
Gegen 18:00 Uhr runter von der Autobahn, erster Grundeinkauf in Tuoro und dann über den Pass und zum Haus. Wir laden das Gepäck aus, beziehen unser Zimmer und kochen eine schnelle Pasta. Dabei dann die erste Begegnung: Zunächst hörten wir nur ein Gegrunze und ein wüstes Knacken. Beim Blick aus dem Fenster sahen wir: Zwei Bachen mit acht Frischlingen, die sich die Kirschen unter dem Süßkirschenbaum einverleibten. Das hatten wir hier noch nie gesehen! Nur hatten wir damit eine Erklärung für das Knacken, das wir in den letzten Jahren immer des Nachts hier gehört hatten. Gesehen hatten wir aber nie etwas. Zunächst schoben wir es auf die langen Tage, dass wir sie dieses Jahr sogar sehen. Doch weit gefehlt: In den nächsten Tagen kamen (und gingen) sie auch morgens. Offensichtlich liegt das Haus auf der zweimal täglichen Futterroute der Tiere. Oder sie wohnen in dem kleinen Wäldchen hinter dem alten Kirschbaum, zwischen Haus und Straße. Dagmar ist noch hin- und hergerissen zwischen Faszination und den niedlichen Frischlingen und einem gehörigen Respekt vor den großen Wildschweinen — man hört ja so einiges, von Wildschweinen, die Jogger jagen im Kottenforst und Invasionen in Wohnzimmer an der Ahr. Aber die umbrischen Schweine scheinen Menschen gegenüber sehr skeptisch: sobald sie uns entdecken, ein Grunzer — und Abmarsch in Windeseile.