Mal wieder hier.

Jedes­mal, wenn wir zu mehr als einen Tag bei mei­nen Eltern in mei­ner “alten Hei­mat” am Nie­der­rhein sind, machen wir eine Nie­der­rhein-Tour. Zu Zie­len, wo wir schon lan­ge nicht mehr waren, noch nie gewe­sen sind oder wo es neu­es zu besich­ti­gen gibt. Fol­gen­de zwei Stich­wor­te waren die­ses Mal im Vor­feld gefal­len: “Schin­kel­kir­che am Nie­der­rhein” und “Aus­stel­lung zu Römi­schen Was­ser­lei­tun­gen”. Bei­des muss­te erst recher­chiert wer­den, denn beim ers­ten war all­seits die Ver­wir­rung groß: Wo steht die denn? Beim zwei­ten: Wo ist die Aus­stel­lung denn über­haupt? Ant­wor­ten: 1) Göt­ters­wi­cker­hamm und 2) im LVR-Römer Muse­um. Göt­ters-was??? Ah, bei Voer­de. Gut. Lässt sich gut mit Xan­ten (2) verbinden.

Wei­ter­le­sen

Ausflug im Regen

20130526-154401Ich kann es nicht mehr sehen, die­ses Grau und den Regen” sag­te Ste­phan heu­te mor­gen beim Früh­stück. “Ent­we­der gehen wir wie­der ins Bett — oder wir fah­ren weg” — zwei Alter­na­ti­ven zum Wet­ter­the­ma. Das Bett fiel heu­te wegen Rücken- und Kopf­schmer­zen aus, also muss­ten wir uns etwas über­le­gen. Dort­hin zu fah­ren, wo die Son­ne scheint, hät­te einen Zwi­schen­stopp am Flug­ha­fen erfor­dert. Für einene Sonn­tags­aus­flug zu auf­wän­dig. Muse­um schied auch wegen Rückens aus. Dann die Idee: über die Gren­ze, um dann gleich­zei­tig zu tes­ten, ob die Aus­lands­op­tio­nen im Han­dy nun end­lich funk­tio­nie­ren (nach unse­rem völ­lig abge­schal­tet-sein-Erleb­nis in Maas­tricht im letz­ten Herbst). Bein Blick in die Kar­te kam die Idee: Ban­neux. Mal wie­der Mari­en­wall­fahrts­or­te anschau­en, popu­la­re Fröm­mig­keits­for­men begut­ach­ten. Auf dem Rück­weg liegt dann Mores­net-Cha­pel­le sozu­sa­gen auf dem Weg. Damit war die Tages­pla­nung gefixt: Nun noch warm anzie­hen, Wan­der­schu­he, Was­ser und Weg­zeh­rung ein­pa­cken und los gehts. Tat­säch­lich reg­net es die gan­ze Hin­fahrt über. Bel­gi­en, gera­de die Wal­lo­nie, ist im Regen beson­ders reiz­voll: das (mehr oder weni­ger) leicht her­un­ter­ge­kom­me­ne, verschrad­del­te Bel­gi­en zeigt sich grau in gau von sei­ner ein­drucks­volls­ten Sei­te. In Ban­neux ange­kom­men fin­den wir direkt vor dem Wall­fahrts­be­zirk einen Park­platz. Unglaub­lich — er kos­tet auch noch nix. Wir machen uns auf den Weg zur “neu­en” Kir­che, dem laut Kar­te zen­tra­len Ort.

Kirche von Banneux

Kir­che von Banneux

Wäh­rend der Wall­fahrts­be­zirk, der sozu­sa­gen im Wald liegt, archi­tek­to­nisch rela­tiv ein­heit­lich aus den 1940er Jah­ren stammt, ist die zen­tra­le Kir­che eine 1980er-Jah­re-see­len­lo­se Ver­samm­lungs­hal­le. Man­ches eri­nenrt an Lour­des, aber wäh­rend die unter­ir­di­sche Rie­sen­ba­si­li­ka dort eine inter­es­san­te und durch­aus spi­ri­tu­el­le Aus­strah­lung hat, erscheint uns der Bau in Ban­neaux als Mischung zwi­schen bel­gi­schem Feri­en­haus und Bahnhofshalle.

Michael mal anders

Micha­el mal anders

Fas­zi­nie­rend aber die Micha­els­ka­pel­le: Einen sol­chen gleich­zei­tig völ­kisch und fast schon tra­gisch anmu­ten­den “Helden”-Erzengel habe ich noch sel­ten gese­hen. Es könn­te auch eine Figur aus einem Fritz-Lang-Film sein: ob Metro­po­lis oder sei­ne Nibe­lun­gen-Inter­pre­ta­ti­on. Ein schö­ner Kon­tra­punkt dazu ist Kon­rad Ade­nau­er, dem die­ser Wall­fahrts­ort anschei­nend beson­ders am Her­zen lag.

Und natür­lich die Quel­le, das Zen­trum des — frü­her sag­te man volks­from­men — Han­delns. Egal ob kirch­lich aner­kannt oder nicht, Was­ser hat eine beson­de­re Anzie­hungs­kraft und wird ganz selbst­ver­ständ­lich zur Ver­mitt­lungs­in­stanz des Hei­li­gen gedeu­tet. Und so wird das Was­ser aus der Quel­le abge­zapft und mit­ge­nom­men, Men­schen füh­ren ritu­el­le Waschun­gen durch, und natür­lich ist das Was­ser im zen­tra­len Brun­nen viel wirk­sa­mer als das aus den für die Nut­zer ange­bo­te­nen Was­ser­häh­nen ringsherum.

20130526-150507

An der Quelle

 

Belgische Waffeln und Café au Lait

Bel­gi­sche Waf­feln und Cafè au Lait

Nach einem Besuch in der Erschei­nungs­ka­pel­le und dem Ent­de­cken der Bank aus Nord­wal­de sind wir, durch­ge­fro­ren und nass, reif für einen Kaf­fee. Den bekom­men wir natür­lich auch hier: Am Bus­park­platz haben sich eine Rei­he von Devo­tio­na­li­en­lä­den und Cafès ange­sie­delt. Im ‘Cafè Espla­na­de’ bekom­men wir den Cafè au lait zwar nicht in der Boule, aber dafür mit lecke­rer bel­gi­scher Waf­fel. Mit Sah­ne und Puder­zu­cker — die Kir­schen sind bei der Bestel­lung unter­ge­gan­gen. Ja, und auch die Prei­se sind durch­aus “Hei­lig”…

Nach der Stär­kung geht es zurück Rich­tung Gren­ze, mit einem Abste­cher nach Mores­net, in eine wei­te­re, aber deut­lich klei­ne­re Wall­fahrts­kir­che. Und wäh­rend Ban­neux zu den typi­schen Erschei­nungs-Wall­fahr­ten des 19. und 20. Jahr­hun­derts gehört (in einer Rei­he mit Lour­des und Fati­ma, die Erschei­nungs­be­rich­te aus Ban­neaux stam­men aus dem Jahr 1933) ist Mores­net-Cha­pel­le eine eher tra­di­tio­nel­le Mari­en­wall­fahrt, die auf ein Erschei­nungs­er­leb­nis im 18. Jah­rund­ert zurück­geht. Auf dem Weg dort­hin müs­sen wir einen Umweg fah­ren — Stra­ßen­sper­rung. Manch­mal sind sol­che Umwe­ge loh­nens­wert: uns führt das Umlei­tungs­schild über Henry-

Soldatenfriedhof Henry-Chapelle

Sol­da­ten­fried­hof Henry-Chapelle

Cha­pel­le — und den dort ange­leg­ten gro­ßen Fried­hof samt Memo­ri­al für ame­ri­ka­ni­sche Sol­da­ten, die im Zwei­ten Welt­krieg hier getö­tet wur­den. Ein ein­drucks­vol­ler Ort: Die Insze­nie­rung geht über das Visu­el­le hin­aus, wenn um 17 Uhr Glo­cken­ge­läut und Hym­nen über Laut­spre­cher den Raum füllen.

Dage­gen ist die klei­ne Wall­fahrts­kir­che von Mores­net-Cha­pel­le ein fast schon unschein­ba­rer und pri­va­ter Ort. Außer uns ist kein Mensch hier. In der Sei­ten­ka­pel­le, in der die wun­der­tä­ti­ge Mari­en­sta­tue auf­ge­stellt ist, fin­den sich zahl­rei­che Zei­chen der Ver­eh­rung und des Glau­bens an die Wirk­sam­keit. Und hin­ter einer Nische, halb von einem Vor­hang ver­deckt, steht schon das Tra­ge­ge­stell für die Fron­leich­nams­pro­zes­si­on am nächs­ten Donnerstag.

 

Besondere Tage.

Eigent­lich besu­che ich in die­sem Früh­jahr Don­ners­tags einen Ita­lie­nisch-Kurs bei der VHS hier in Bonn. Doch für heu­te hat­te mich mei­ne Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de zum Neu­jahrs­emp­fang der Gesell­schaft für Christ­lich-Jüdi­sche Zusam­men­ar­beit Bonn “dele­giert”: gleich­zei­tig tag­te näm­lich der Haupt­aus­schuss, wo der gesam­te Frak­ti­ons­vor­stand hin muss. Also durf­te ich in Ver­tre­tung hin. Es war für mich ein beson­de­rer Abend, weil der Prä­ses der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land und Rats­vor­sit­zen­de der Evan­ge­li­schen Kir­che Deutsch­land, Niko­laus Schnei­der den Vor­trag hielt. Ich ken­ne ihn seit mei­ner Jugend, als er noch Gemein­de­pfar­rer in mei­nem Hei­mat­kir­chen­kreis war, wir zusam­men oster­mar­schiert sind etc. pp. Für den Prä­ses war es auch ein beson­de­rer Abend, da es, wie er selbst sag­te, der letz­te dienst­li­che Ter­min in der Rhei­ni­schen Kir­che gewe­sen ist: am Sonn­tag geht er in den Ruhe­stand. An dem Tag, an dem der Papst in den Ruhe­stand geht (offi­zi­ell: eme­ri­tiert) sorg­te das natür­lich für den ein oder ande­ren Lacher. Am Ran­de: es war einer der bes­ten und anre­gends­ten Vor­trä­ge, die ich in den letz­ten Jah­ren gehört habe (The­ma: “Nein zur Judenmission”).

Wunder geschehen?

Wun­der geschehen?

Und dann das: In der U‑Bahn auf dem Weg nach Hau­se hing neben dem Sitz für Men­schen mit Bewe­gungs­ein­schrän­kun­gen ein Stock. In der Stadt, in der der ehe­ma­li­ge Papst, der ehe­ma­li­ge Josef Ratz­in­ger an der Uni gelehrt hat. Ist das schon das ers­te Wun­der? Wer­den nun Rufe “San­to subi­to!” laut? Aber er lebt doch noch, oder?