Urlaubsnotitzen 2013, Nr. 15: Zwischenstation

Von Menschen und WildschweinenAm mor­gen haben wir bei trü­bem Wet­ter die letz­ten Auf­räum- und Pack­ar­bei­ten erle­digt. Aber immer mehr kam die Son­ne durch — und bei uns doch ein paar klei­ne Zwei­fel: Sol­len wir wirk­lich heu­te schon fah­ren oder blei­ben wir doch ein­fach bis mor­gen? Noch ein Tag hier im Schat­ten der Kie­fer lie­gen? Aber blöd: die Bücher­kis­te ist schon ein­ge­packt und ziem­lich weit unten im Kof­fer­raum ver­staut. Und die Fahrt zum Boden­see ver­dammt weit. Also gut, Abschied vom Haus und den Wild­schwei­nen und klei­nen Dra­chen und los gehts.

Die Fahrt lief ohne gro­ße Stö­run­gen oder Ver­zö­ge­run­gen, ganz ent­spannt an Flo­renz und Bolo­gna vor­bei. Pau­se an einem rela­tiv gro­ßen (und vol­lem) Rast­platz der — eine Auto­bahn­ka­pel­le hat. Ich dach­te immer, das sei typisch deutsch. Hier haben wir aber nett gepick­nickt. Das Essen des mit­ge­nom­me­nen Jogurts, der schon ziem­lich flüs­sig ob der Tem­pe­ra­tu­ren war, gestal­te­te sich für Zuschau­er inter­es­sant: kei­ne Löf­fel dabei — und der in der Kaf­fee­bar gekauf­te Espres­so (der letz­te ita­lie­ni­sche, ein Dra­ma für Ste­phan) lie­fer­te nur einen klei­nen Plas­tik­stab zum umrüh­ren mit.

Hier beim Kaf­fee dis­ku­tie­ren wir aus, wo wir nun unse­re Zwi­schen­sta­ti­on machen wol­len: zur Abstim­mung stan­den Bozen, Vero­na — und Gar­da­see. Auf letz­te­ren haben wir uns geei­nigt. Also wei­ter­fah­ren — bis zur Abfahrt Riva del Gar­da, die Nord­spit­ze vom See. Schon die Land­stra­ße war voll, vor allem vol­ler deut­scher Autos. Und Rad­fah­rer. Mas­sen von Men­schen unter­wegs. Wir hat­ten nach der Maut­sta­ti­on kurz gehal­ten und mit Ste­phans klei­nem Zau­ber­kas­ten ein Hotel­zim­mer gebucht. Und eben­die­ser Kas­ten lei­te­te uns mit freund­li­cher Frau­en­stim­me bis dort vor die Tür. Ein net­tes Hotel!

Aber erst­mal ein biss­chen die Füße ver­tre­ten — und ich woll­te natür­lich unbe­dingt zum Was­ser. Ja. Das war auch schön dort, aber das wis­sen auch ver­dammt vie­le ande­re Leu­te. Rad­fah­rer zum Bei­spiel, vor allem die­se coo­len. Ein schö­nes Bild war eine sehr coo­le Strand­bar, vor der etwa 2 Dut­zend die­ser komi­schen Sitz­sä­cke lagen, und auf jedem Sitz lag ein Sack. Ich glau­be, gera­de für Män­ner über 55 ist eine Alpen­über­que­rung per Fahr­rad die ulti­ma­ti­ve The­ra­pie zum Über­ste­hen der Mid­life-Cri­sis. Die Rad­ler­ho­sen len­ken vom Bauch ab und den ver­schwin­den­den Haar­an­satz kann man pri­ma mit die­sen Tüchern, die man gegen Son­nen­stich um den Kopf kno­tet, kaschie­ren. Aber nicht nur Rad­ler, auch die Sur­fer sind ganz ähn­lich cool drauf. Ins­ge­samt also eine ech­te Fremd­heits­er­fah­rung für mich — eth­no­lo­gisch sehr wich­tig, das mal mit­zu­ma­chen. Ach ja, und der See ist wirk­lich schön.

Nach Rück­kehr ins Hotel, duschen, stadt­fein machen und essen haben wir dann noch einen Spa­zier­gang zum See gemacht. Viel weni­ger Leu­te, weni­ger Wind, Ster­ne, Was­ser, Lich­ter — ein sehr gelun­ge­ner Abend. Ich den­ke, hier fah­ren wir mal wie­der hin…

Gardasee bei Nacht

Gar­da­see bei Nacht