Unfassbar dreist

Das heu­ti­ge Fund­stück über­rasch­te uns am Früh­stücks­tisch. Es han­delt sich um die Scho­ko­creme, die ich am Sams­tag ein­ge­kauft habe. Der Wochen­ein­kauf muss­te mal wie­der war­ten bis Sams­tag — eigent­lich has­sen wir das. Sams­tag ist Markt­tag — viel­leicht noch mal die ein oder ande­re wenig gebräuch­li­che Zutat zum Sams­tag­abend-Din­ner, aber der wöchent­li­che Ein­kauf beim HIT soll­te erle­digt sein. War aber nicht. Ste­phan muss­te zu einer Ver­an­stal­tung, also auch noch allei­ne ins Sams­tag­nach­mit­tags-Getüm­mel eines gro­ßen Super­mark­tes in Tan­nen­busch. Immer, wenn ich dahin­kom­me, füh­le ich mich over­dres­sed. Ich glau­be, ich könn­te in mei­nen Sport­kla­mot­ten ein­kau­fen gehen, ich wäre trotz­dem over­dres­sed. Wenn ich mich schon so füh­le, kommt auch beim Ein­kau­fen gele­gent­lich mal mei­ne ver­snob­te Sei­te raus. Scho­ko­creme. Nicht Nutel­la, das ist ja nicht nur mit Pfer­de­blut ange­rührt, son­dern auch noch von einer Fir­ma, die Kin­der­ar­beit gou­tiert. Oder Nus­spli oder JA-Nuß-Nou­gat-Creme oder wie sie alle hei­ßen, die brau­nen, immer zu süßen und irgend­wie kleb­ri­gen Brot­auf­stri­che. Son­dern Gras­hoff (Fein­kost aus Bre­men seit 1872). Das ist SCHO­KO­LA­DEN­creme. Das schmeckt NUR nach Scho­ko­la­de (Milch oder Zart­bit­ter). Nun gut, das Glas ist gera­de mal halb so groß wie ein Nutel­la­glas, aber dafür fast drei­mal so teu­er. Ist ja auch Luxus fürs Sonn­tags­früh­stück (und das auch nur gelegentlich).

Ich habe also ein Glas davon gekauft. Sor­te Halb­bit­ter mit Espresso-Splittern.

Am Sonn­tag mor­gen soll­te es auf den Früh­stücks­tisch. Beim Öff­nen stel­len wir fest: die Papier­ban­de­ro­le ist schon geris­sen. Das Glas war schon mal auf. Mit Deckel ab sind die Spu­ren nicht zu über­se­hen: zwei­mal mit dem Fin­ger rein, Glas wie­der zu und zurück ins Super­markt­re­gal gestellt.

unfassbar dreist

unfass­bar dreist

Wie dreist ist das denn. Kin­der kön­nen das eigent­lich nicht gewe­sen sein, steht doch das Hoch­prei­si­ge in der obers­ten Regal­rei­he. Sol­che Erkennt­nis­se neh­men mir das Ver­trau­en in die Mensch­heit. Haben wir doch gera­de einen neu­en Papst und das Mana­ger­ma­ga­zin titelt “Die fet­ten Jah­re sind zurück”. Und dann so was.

Frü­her war das ja üblich, man­che Spei­sen vor dem Ein­kauf zu tes­ten. Auf dem Köl­ner Markt bei­spiels­wei­se wur­de die dort ange­bo­te­ne But­ter mit Pfen­nig­stü­cken ver­kos­tet. Heu­te noch bekom­men wir beim Käse­stand immer mal wie­der ein Stück zum Pro­bie­ren. Und die Schei­be Fleisch­wurst beim Ein­kauf beim Metz­ger fürs Kind ist auch immer noch üblich. Und andau­ernd steht jemand in einem Stand im Laden und bie­tet irgend­ei­ne groß­ar­ti­ge Neu­erfin­dung an: Man­go aus Para­gu­ay, die trotz 1. Klas­se Flug nur 1,99 € kos­tet, eine neue Keks­sor­te oder auch mal ein Stück Lasa­gne aus der Mikro­wel­le. Ehr­lich gesagt, auch im Super­markt ist es noch so: wer es dar­auf anlegt, kann bei jedem Ein­kauf diver­se Sachen essen. Aber ver­schlos­se­ne Glä­ser öff­nen, um den Inhalt zu pro­bie­ren? Das ist ein ech­ter Absturz aus dem, was wir das grund­le­gen­de zivi­li­sa­to­ri­sche Netz nen­nen. Sol­che Leu­te pin­keln auch an Haus­wän­de. Unfass­bar. In sol­chen Momen­ten bin ich für eine kom­plet­te Video­über­wa­chung, nicht nur öffent­li­che Plät­ze, auch Super­märk­te kompletto.

Ich wer­de mis­an­thro­pisch — und das ist Eure Schuld, Ihr gars­ti­gen Dreist­lin­ge, Scho­ko­creme­klau­er, Sonn­tags­früh­stücks­ver­mie­ser, grrrrmpf!

Mach mein Brötchen auf, bitte

Brötchen 1

Bröt­chen, zu

In unse­rer Ehe pfle­gen wir eine gewis­se Rol­len­tei­lung, die durch­aus etwas mit tra­di­tio­nel­len Geschlech­ter­bil­dern zu tun hat. Eine Regel lau­tet: Frau­en und Waf­fen geht nicht. (Klei­ne Kor­rek­tur: Die­se Regel gilt nur in “Vor­der­büh­nen” — sozio­lo­gen­deutsch für Räu­me und Situa­tio­nen, die in einer gewis­sen Öffent­lich­keit ange­sie­delt sind. Wir zäh­len die Küche in den Bereich der “HIn­ter­büh­ne” — also hier darf ich natür­lich auch mit dem Mes­ser han­tie­ren.) Eine zwei­te Regel, die sich gewis­ser­ma­ßen natür­lich aus der ers­ten ent­wi­ckelt — ich bekom­me beim Früh­stück mein Bröt­chen geschnit­ten, eben­so den Käse für drauf. Heu­te mor­gen also die Fest­stel­lung: “Mein Bröt­chen ist noch zu — mach es auf, bitte…”

Brötchen 2

Bröt­chen, auf