Ein Corona-Tagebuch ist es nun also doch nicht geworden. Aber dann und wann einen Text zu Dingen, die mich im Zusammenhang von Corona/SARS-CoV‑2/Covid-19 bewegen, gibt es schon. Zwei solcher Notizen habe ich hier auf unserem Blog bereits veröffentlicht (am 22.03. hier und am 25.03. hier). Ein paar Tage vorher, am 19.03., habe ich bei Facebook auch bereits etwas mehr dazu geschrieben:
Was ich gerade mache…
Ich mache mir ein paar Gedanken, drehe mich dabei aber im Kreis, so scheint es. Ich lese hier viele Beiträge — wie könnte es anders sein — zu SARS-CoV‑2/Covid-19. Es ist fast die gesamte Bandbreite der möglichen Reaktionen und Verhaltensweisen dabei. Was mich zunehmend irritiert, ist die Verbissenheit, mit der die eigene Sicht auf die Dinge nach vorne gebracht wird. Aus der Politik kenne ich den Satz: Man muss hinterher wieder ein Bier zusammen trinken können. Ich fürchte, dass das an manchen Stellen abhanden kommt. Schade. Denn gerade jetzt sollten wir keine Gräben aufreißen. Jetzt kommt nämlich mein zweites Standbein zum Tragen: Die Wissenschaft. Viele kluge Menschen arbeiten im Moment daran, uns in die Lage zu versetzen, mit dieser Pandemie fertig zu werden. Als Einzelne, als auch als Gesellschaft. Es gibt — meines Wissens — keinen Präzedenzfall. Also erleben wir gerade Erkenntnisgewinn live, bunt und in Farbe. Das ist nicht einfach. Ich habe schon an vielen Stellen gesagt: Ich möchte gerade wirklich nicht in der Rolle sein, Entscheidungen treffen zu müssen, noch nicht einmal Empfehlungen abgeben zu müssen.
Ich für mich habe die Entscheidung getroffen, mich möglichst weit zurückzunehmen. Ich genieße gerade sogar die Absage aller Sitzungen — geschenkte Zeit. Ich erlebe aber rundherum, wie es für Menschen schwierig wird. Und ich habe die Befürchtung, dass wir noch gar keine Ahnung haben von dem, was noch bevorsteht. Wenn die Insolvenzen kommen. Wenn mehr Menschen ihren Job verlieren. Einsam werden.
Deshalb meine Bitte: Ja, werbt für Vernunft basiertes Handeln, aber haltet Eure Sicht nicht für die einzig mögliche, wahre. Es könnte morgen ein/e Wissenschaftler/in das genaue Gegenteil nachweisen. Und: bleibt bei aller Distanz beieinander. Gerade jetzt. Es darf uns nicht “zerhauen”. Danke.
Leider ist es nicht besser geworden. Eher schlimmer. Mit geradezu (pseudo-)religiösem Eifer wird um Maskenpflicht, Lockerungen, Bürgerrechte und, und, und diskutiert. Es wird für sich die einzig wahre Herangehensweise in Anspruch genommen. Ich finde das abenteuerlich. Übrigens entwickeln ausgerechnet einige Rheinländer*innen einen solchen heiligen Eifer, die sonst bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit das angebliche Rheinische Grundgesetz heranziehen, und behaupten, dass „der Rheinländer an sich“ komplett entspannt sei. Pustekuchen! Panik regiert — in welche Richtung auch immer.
Um es klar zu machen: Ja, diese Krise ist schlimm. Sehr schlimm. Aber: Wir werden alle da nur einigermaßen heil durchkommen, wenn wir pfleglich mit uns, mit unseren Nächsten umgehen. Wir sind alle verunsichert — und da schließe ich mich ausdrücklich mit ein. Ich weiß auch nicht, was richtig ist. Und ich bin jeden einzelnen Tag dafür dankbar, dass wir nicht in (Selbst-)Quarantäne sind, nicht zu einer der Risikogruppen gehören, nicht von Jobverlust, Auftragseinbruch oder ähnlichem bedroht sind. Uns geht es gut.
Und wenn jetzt wem auch immer vorgeworfen wird, zu Anfang der Krise nicht schnell genug, effizient genug reagiert zu haben, fallen mir dazu zwei Dinge ein: ad 1) (ich wiederhole mich) So eine Krise war nicht planbar, ist nicht planbar und wird nicht planbar sein, auch mit den Modellen xyz nicht. Und was im Land sowienoch klappt, funktioniert noch lange nicht hier; ad 2) (ich wiederhole mich) ich möchte nicht in der Rolle der Entscheidungsträger stecken. Die haben im Grunde nur die Möglichkeit, es etwas weniger falsch zu machen. Richtig geht nicht. Deshalb auch hier: Seit bitte etwas nachsichtiger mit denen, die wenigstens versuchen, Dinge richtige zu machen. Ziel Eures Ärgers sollten Betrüger sein, die sofort Lücken suchen, finden und ausnutzen, um sich zu bereichern, wo der Staat — oder wer auch immer — versucht, unbürokratisch Hilfe zu leisten.
Ab morgen werden die ersten Geschäfte wieder ihre Türen öffnen. Ich habe in den Tagen, in denen die Geschäfte geschlossen haben, in der Bonner Innenstadt fast flächendeckend die Aushänge dokumentiert, mit denen auf die Schließung hingewiesen wurde. Da waren schon ein paar interessante Dinge dabei. Ich werde das noch zusammenfassend präsentieren.
#StaySafe #StayAtHome #AllesWirdGut