Wieder eine Menge gelernt: Von Schotter, Gärten und Gräbern

Zur­zeit dis­ku­tie­ren wir an vie­len Stel­len über Schot­ter­gär­ten. Sie sind als leb­lo­se Wüs­ten der Vor­stadt­sied­lun­gen in Ver­ruf gera­ten. Vor kur­zem beka­men wir eine Zuschrift einer Bür­ge­rin, die mit Schre­cken ähn­li­ches auf dem Alten Fried­hof ent­deckt hat. Wir waren erschro­cken, dass aus­ge­rech­net die Stadt Bonn, die ja eigent­lich immer auch Din­ge wie Bio­di­ver­si­tät etc. nach vor­ne zu brin­gen sucht, aus­ge­rech­net hier ver­meint­lich den schlich­ten Weg geht. Schnell eine PM geschrie­ben, raus damit, der Gene­ral-Anzei­ger Bonn nimmt das The­ma auf — und auf die Nase gefallen.

Aber alles der Rei­he nach. Wenn ein Pro­fi ein Beet anlegt, kommt auf die Pflanz­schicht (da kom­men die Pflan­zen rein) immer Mulch. Mulch kann orga­nisch oder mine­ra­lisch sein. Ers­te­rer besteht zum Bei­spiel aus Rin­den­mulch, Holz­häck­sel oder Gras. Letz­te­rer aus Split, Kies, oder (ACHTUNG) Schot­ter — alles eine Fra­ge der Kör­nung. Und dann natür­lich des Mate­ri­als: Lava, Kalk­stein, oder Kie­sel. Die Kör­nung beträgt bis zu 16mm. Mit mine­ra­li­schem Mulch, in der Regel ca 8cm dick auf­ge­bracht, wer­den — ins­be­son­de­re, wenn er grob­kör­nig ist — meh­re­re Zie­le erreicht:

  1. Die Pflanz­schicht trock­net einer­seits nicht so schnell aus, kann aber ande­rer­seits Nie­der­schlag auch in grö­ße­ren Men­gen (Stich­wort Stark­re­gen) auf­fan­gen und damit lang­sam ableiten;
  2. Samen blei­ben nicht an der Ober­flä­che lie­gen, son­dern wan­dern (mit Regen) soweit nach unten (ins Dun­ke­le), dass sie nicht mehr kei­men (kön­nen);
  3. Pflan­zen blei­ben “gehors­tet”, d.h. es wächst nicht alle durcheinander.

Wenn dann auch noch mög­lichst vie­le ver­schie­de­ne, auf­ein­an­der abge­stimm­te Pflan­zen (Stau­den, Grä­ser etc.) mit einer Dich­te von bis zu 10 Stück/m² gesetzt wer­den, ent­steht bin­nen kur­zer Zeit eine pfle­ge­ar­me (und damit kos­ten­ar­me), blüh­star­ke und damit bio­lo­gisch hoch­wer­ti­ge Bepflan­zung, die auch sehr ansehn­lich ist. Bei­spie­le gibt es in Bonn bereits am Wind­eck­bun­ker und am Rhein­ufer unter­halb der Beet­ho­ven­hal­le. 2018 nach glei­chem Prin­zip ange­legt, 2019 sieht es schon ganz gran­di­os aus. Damit schließt sich nun der Bogen: Nach die­sem Kon­zept wur­den nun eini­ge Bee­te auf dem Alten Fried­hof neu ange­legt. Das mag auf den ers­ten Blick noch recht karg aus­se­hen, ich bin aber opti­mis­tisch, dass es spä­tes­tens im nächs­ten Früh­jahr eine Augen­wei­de sein wird.

Recher­chen und Gesprä­che zei­gen eben doch manch­mal ein deut­lich ande­res Bild als der ers­te Ein­druck ver­mit­telt. Was bleibt: Dem­nächst erst­mal nach­fra­gen, zuhö­ren, nach­den­ken und dann erst aktiv wer­den. Und: Die Mit­ar­bei­ter der Stadt machen hier einen wun­der­ba­ren Job.

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