Seit gestern Nachmittag ist das Tiefdruckgebiet auch hier bei uns angekommen: Wolken und Wind, es wird deutlich kühler und es sieht so aus, als würde es gleich so richtig losgehen mit dem Unwetter. Ging es aber nicht – bis etwa 18 Uhr blieb das Wetterspektakel ein einziger Cliffhanger. Dann ging‘s aber rund: heftigster Regen, Wind und Gewitter. Immer wieder fiel der Strom aus, so dass wir bei Kerzenlicht im Haus bleiben mussten. Gegessen haben wir dann halt drinnen, im oberen Zentralraum am großen Tisch. Frische Pasta mit Zucchini-Ricotta. So nebenbei haben wir Marmelade gekocht, für die hatten wir ja auf dem Markt eingekauft: Pfirsich und Pfirsich-Melone, beides sehr gelungen, wie wir dann heute beim Frühstück festgestellt haben.
Die Nacht über hatte es weiter geregnet und zwischendurch auch nochmal heftig gewittert, ziemlich direkt über uns. Am Morgen war die Wiese voller Wasserlachen, der Boden aufgeweicht und nass, der Himmel immer noch wolkig. Das Laufen bzw. Walken heute morgen war ohne die nervigen Steckfliegen und temperaturmäßig sehr angenehm, akustisch begleitet von plätscherndem Wasser. Irgendwo müssen die Wassermengen ja hin. Vor allem aus den gerodeten Waldbereichen läuft das Wasser, die Arbeitswege in den Wald rein sind Bäche. Am Straßenrand läuft es ebenfalls, mal rechts, mal links, das Wasser überquert die Straße jeweils in den Kehren der Kurven, ich glaube, Radrennfahrer würden dieselbe Stelle zum Wechsel von der Außen- in die Innenbahn wählen. Beim Straßenüberqueren nimmt das Wasser dann so einiges mit: Erde, Schlamm, Blätter, kleinerer Äste und Steine. Ganz oben ist hinter der Kuppe ein richtiger Schwall aus Waldboden auf die Straße gelaufen. Ich bin ganz froh, dass wir ziemlich weit oben im Berg sind und dass der Boden nicht ganz so ausgetrocknet ist, wie wir es hier schon erlebt haben. Während der kleinen Sporteinheit konnte der Hefeteig für die Brötchen in Ruhe gehen.
Brot backen gehört zu den zentralen Arbeitstechniken hier am Haus. Beim ersten Einkauf machen wir uns jedes Jahr aufs Neue auf die Suche nach der Hefe, die irgendwo im Kühlregal zwischen fertigem Pizzaboden, der frischen Pasta und dem abgepackten Käse liegt. Und dann werden zum Frühstück frische Brötchen gebacken, zum Abendessen Baguette oder torta al testo oder Foccaccia. Natürlich kaufen wir auch Brot, sowohl das normale als auch „con sale“, aber gerade zum Frühstück finde ich das frisch gebackene irgendwie besser. Auch weil ich mich dann immer an ein Projekt aus meinem Studium erinnere: Marthas Brot. Martha erklärt und zeigt, wie man Brot backt. Wie Martha mache ich mit der in etwas warmer Milch aufgelösten Hefe, einem Löffel Zucker und etwas Mehl einen Vorteig in einer kleinen Schüssel und höre sie dann immer aus dem Off sagen: „Da muss man aufpassen, dass der nicht rausspringt“. Muss man wirklich, nach etwa 15 Minuten ist die kleine Schüssel voll und der Vorteig kommt in die vorbereitete große Schüssel mit dem Mehl. Und heute Morgen gab es dann die erste selbstgemachte Marmelade zu den frischen Brötchen.
PS: Die Gewitter bedingten Schäden waren dann wohl doch etwas umfangreicher. Das Dorf war für zwei Tage offline, und knapp eine Woche nach dem Gewitter hat der Stromversorger eine geplante Netzabschaltung von letztendlich knapp zwei Stunden zur Instandsetzung benötigt. Die Info zur Stromabschaltung hing mit Klebeband fixiert im Baum an der Zufahrt zum Haus.