Umbrien 2017: Tag 6 — Toskana-Tour

Jetzt sit­zen wir hier, auf der Ter­as­se der Can­ti­na Gat­ta­vec­chi in Mon­te­pul­cia­no. Die Son­ne ist schon unter­ge­gan­gen, lang­sam wird es dun­kel und auf der ande­ren Sei­te des Tals gehen immer mehr Lich­ter an. Wir hat­ten ein wun­der­ba­res Abend­essen und bestel­len gleich für mich noch ein Glas Wein. Heu­te Abend haben wir sogar Live­mu­sik vor der Nase. Wäh­rend wir geges­sen haben, bau­te die eine Hälf­te einer 2‑Mann-Band die Per­cus­sion direkt vor uns auf, der zwei­te spielt Gitar­re und wir hören einen Mix aus Rock und Jazz, sehr schön.

Hin­ter uns liegt der ers­te Aus­flug-Tag. Heu­te mor­gen sind wir schon vor 9 Uhr gestar­tet, ers­ter Stopp ober­halb des Lago Tra­si­me­no in der Eich­hörn­chen­bar zum klei­nen Früh­stück. Dann ging es wei­ter nach Cit­tà del­la Pie­ve.1 Renais­sance-Kunst gucken. „Das Wei­nen der Engel“ im Ora­to­rio San Bar­to­lo­meo war noch ziem­lich Mit­tel­al­ter­style, aber trotz­dem schön. Dann zum Peru­gi­no-Fres­ko “Die Anbe­tung der Köni­ge”. Das Fres­ko ist im Ora­to­rio die Bian­chi, zunächst sind wir vor­bei­ge­gan­gen, weil im Ein­gang ein so unfreund­lich wir­ken­der dicker Mann stand. Da wir durch die Kir­che neben­an kei­nen Ein­gang fan­den, muss­ten wir doch an dem Mann vor­bei. Er sprach uns direkt an: “Peru­gi­no? Due euro per per­so­ne.” Die vier Euro haben sich auf jeden Fall gelohnt. Nicht nur weil das Fres­ko wirk­lich wun­der­schön ist und ein idea­les Bei­spiel für die Kunst Peru­gi­nos (lieb­li­che Gesich­ter, beweg­te Kör­per, Him­mel von Blau zu Weiß ver­lau­fen, tos­ka­ni­sche Land­schaft für Per­spek­ti­vi­sche Tie­fe), son­dern auch, weil der mop­si­ge Mann zuneh­mend auf­tau­te: Neben dem Fres­ko an der Stirn­sei­te des Rau­mes hin­gen an den Sei­ten die Kut­ten einer Bru­der­schaft, sowie zwei rie­si­ge Kreu­ze zum Tra­gen. Eines davon hat­ten wir in der Kir­che neben­an auch schon gese­hen. Bis heu­te wer­den fünf Mal im Jahr von fünf Män­nern der Bru­der­schaft fünf Kreu­ze durch die Stadt getra­gen. Die letz­te Chan­ce, das in die­sem Jahr zu sehen, ist der 15. August, Mariä Him­mel­fahrt. Lei­der sind wir da schon wie­der zuhause.

Der Mann gab uns dann noch den Tipp, ohne Ein­tritt könn­ten wir noch zwei Peru­gi­nos sehen, die im Dom um die Ecke hän­gen. Alles auf ita­lie­nisch, wir hören uns lang­sam wie­der ganz gut ein. Natür­lich waren wir noch kurz im Duo­mo („Foto vieta­to“), dann noch in der Kir­che San­ta Maria del­la Stel­le, die heu­te ein Muse­um ist, eben­falls mit einem Peru­gi­no-Fres­ko der Kreuz­ab­nah­me. Hier beka­men wir eine sehr inter­es­san­te Füh­rung (auf englisch).

Wie­der zurück zum Auto und wei­ter in die Tos­ka­na. Die nächs­te Sta­ti­on war Rad­ico­fa­ni. Dort waren wir in einer Turi-Fal­le: oben auf der Burg, Ein­tritt sofort bei Ein­fahrt auf den Park­platz. Die Aus­sicht ist aber wirk­lich fan­tas­tisch. Die Burg selbst ist eher Mit­tel­al­terfolk­lo­re, pri­vat geführt. War­um lagen da im Raum mit der Kunst über­all Kar­tof­feln rum? Wir haben auch nicht das Steak­haus besucht, son­dern sind für eine klei­ne Pau­se wei­ter­ge­fah­ren an den Mon­te Amia­ta. Auch da erst­mal was tun für den Kaf­fee: roma­ni­sche Abtei­kir­che mit wun­der­ba­rer Kryp­ta (Abba­zia di San Sal­va­to­re in Abba­dia di San Sal­va­to­re — das soll man aus­ein­an­der­hal­ten…). Am Mon­te Amia­ta ent­lang ging es wei­ter: durch einen küh­len Wald, auf über 1.300 m Höhe — im Win­ter ist hier ein belieb­tes Ski­ge­biet, so sieht auch die Archi­tek­tur aus, die sich doch stark an alpi­ne Klas­sik annä­hert. Am Giar­di­no Dani­el Spoer­ri sind wir nur vor­bei­ge­fah­ren — hier kom­men wir aber auf jeden Fall noch­mal her, mit mehr Zeit!

Wei­ter durchs Val d’Or­cia, die typisch tos­ka­nisch Land­schaft schlecht­hin, es ist sogar UNESCO Welt­erbe. Die Wei­zen­fel­der sind abge­ern­tet, gelb-brau­ne Hügel, ver­brann­te Erde, immer wie­der kommt der Fel­sen durch die Humus­kru­me durch. Im Tal sind nur weni­ge Höfe, die eigent­li­chen Sied­lun­gen und Städ­te sind auf den umlie­gen­den Hügeln, wie Pien­za, das sieht man von wei­tem. Hier fin­den sich auch die tos­ka­ni­schen Anwe­sen mit Zypres­sen­al­lee — Rei­se­füh­rer­ro­man­tik. Unter­halb von Pien­za machen wir einen kur­zen Stopp bei der klei­nen roma­ni­schen Pie­ve San Vito di Cor­signa­no, der Tauf­kir­che von Enea Sil­vio Pic­co­lo­mi­ni‚, der als Pius II Pien­za nach Maß­stä­ben der „idea­len Stadt“ der Renais­sance (neu) anle­gen ließ.

Dann geht es wei­ter nach Mon­te­pul­cia­no, zu Gat­ta­vec­chi. Wein gekauft und für den Abend einen Tisch in der Oste­ria der Can­ti­na reser­viert. Dann sind wir in die Stadt, dies­mal fast bis ganz nach unten, um den Papier­la­den zu fin­den — wir wol­len doch end­lich ein klas­si­sches, ana­lo­ges Scrab­book anle­gen. Den kom­plet­ten Hügel muss­ten wir dann wie­der rauf. Einen Drink auf dem Dom­platz hat­ten wir uns dann ver­dient, und das Abend­essen hier auch…

  1. Deut­sche Part­ner­stadt von Cit­tà del­la Pie­ve ist Denz­lin­gen, wohin die Gro­ße Drans­dor­fer Kar­ne­vals-Gesell­schaft wie­der­um enge Bezie­hun­gen hin pflegt.

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