Bonn in Orange — Müllwerker für einen Tag, Teil 3

20160330_Bonn_In_OrangeVor ein paar Tagen ging es nach Rest­müll im Dezem­ber 20151 und Sperr­müll im März 20162 zum drit­ten Mal mit bonnoran­ge auf die Stra­ße. Nun also Alt­pa­pier bzw. PPK, wie es im Fach­jar­gon heißt: Pap­pe, Papier, Kar­to­na­gen. Wie gehabt Dienst­an­tritt um 6:30 Uhr, Umklei­den und Ken­nen­ler­nen mei­ner heu­ti­gen Kol­le­gen.3 Das bei den bei­den ers­ten Malen beschrie­be­ne Fremdeln/Beäugen fiel die­ses Mal erstaun­lich kurz aus. Das Revier für heu­te lag zwi­schen Pop­pels­dor­fer Allee (ohne die­se selbst) und Les­sing-/Er­me­keil­stra­ße sowie Arge­lan­der-/Goe­ben­stra­ße und Prinz-Albert-/Schu­mann­stra­ße.

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Ich hat­te grob die Idee, dass heu­te vor allem schwe­re 240l-Ton­nen und ggf. 1.100l-Gefäße zu bewe­gen sei­en. Mit dem einen oder ande­ren Kar­ton oder zusam­men­ge­schnür­ten Zei­tungs­pa­cken am Boden hat­te ich auch gerech­net. Nicht aber damit, dass ein nicht uner­heb­li­cher Teil mehr oder weni­ger lose am Stra­ßen­rand liegt: ein­zel­ne Kar­tons, locker in ein­an­der gestopft, viel­leicht etwas Papier noch dar­in. Das muss dann ein­zeln in die Schüt­tung gebracht wer­den. Ein Glück, dass es die letz­te Nacht nicht gereg­net hat­te und somit Papier und Pap­pe tro­cken war. Denn sonst wäre alles ziem­lich auf­ge­weicht und damit schwer und “in Auf­lö­sung begrif­fen” gewe­sen. Die­ses klein­tei­li­ge Laden ist nicht immer zur Freu­de der Autofahrer*innen, die hin­ter uns war­ten muss­ten. Anders liegt der Fall bei Stra­ßen­bah­nen. Die haben Vor­rang, denen macht selbst ein Müll­wa­gen Platz.

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Die maxi­ma­le Zula­dung von 12 Ton­nen wer­den kaum erreicht, weil vor­her der Wagen schon voll ist. Nach gut 9 Ton­nen war also Schluss.4 Von bonnoran­ge gesam­mel­te PPK-Abfäl­le gehen in die Sor­tier­an­la­ge Am Dick­obs­kreuz, gleich neben der Müll­ver­wer­tungs­an­la­ge (MVA) der Stadt­wer­ke Bonn (SWB). Die Sor­tier­an­la­ge gehört zwar Remon­dis, und deren Logo prangt auch gut sicht­bar auf der Hal­le. Betrie­ben wird die Anla­ge aber kom­mu­nal von der Rhein-Sieg-Abfall­be­sei­ti­gungs­ge­sell­schaft mbH (RSAG). Es täte mir als über­zeug­tem Kom­mu­na­len in der See­le weh, den kom­mu­nal gesam­mel­ten Müll zu einem pri­va­ten Ent­sor­ger zur Ver­wer­tung zu brin­gen. Zum Glück bleibt alles beim Abfall­zweck­ver­band Rhei­ni­sche-Ent­sor­gungs-Koope­ra­ti­on (REK). Also: rück­wärts in die Hal­le, Schüt­tung hoch und raus damit.

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Damit war die ers­te Run­de fer­tig und Zeit für die Früh­stücks­pau­se, vor allem aber auch für die Lenk­pau­se des Fah­rers. Zurück am Lie­ve­lings­weg emp­fin­gen mich Düf­te von fri­schen Fri­ka­del­len, Pom­mes & Co. — mor­gens um kurz nach 10.

In der zwei­ten Run­de setz­ten sich mei­ne Ein­drü­cke vom Stra­ßen­rand fort. Vor allem: Alt­pa­pier ver­rät sehr viel über die “Ver­ur­sa­cher”. Von Wein­kar­tons, Ver­pa­ckun­gen von Elek­tro­groß- und ‑klein­ge­rä­ten über mas­sen­wei­se Ver­pa­ckun­gen von Inter­net­ver­sen­dern bis hin zu einem Bücher­kar­ton mit “Ianua Nova” war eigent­lich alles dabei.

Beson­ders gefreut habe ich mich über das freu­di­ge Wie­der­se­hen mit den Kol­le­gen der Sperr­müll­ab­fuhr, die prompt frag­ten, was denn nun bes­ser ist: Sperr­müll oder Papier­müll. Ehr­lich gesagt: Bei­des ist span­nend. Herz­li­chen Dank noch ein­mal an die Kol­le­gen, die mich auch die­ses Mal freund­lich auf- und mit­ge­nom­men haben! Ich freue mich jetzt schon auf den Bio­müll in ein paar Monaten!

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  1. Bonn in Oran­ge, Teil 1, inkl. Ant­wort auf die Fra­ge “War­um das Ganze”
  2. Bonn in Oran­ge, Teil 2
  3. In der Regel fah­ren immer die glei­chen Mitarbeiter*innen — bei PPK ein Fah­rer und zwei Lader — zusam­men auf dem sel­ben Fahr­zeug durch die glei­chen ca. 20 (Teil-)Reviere.
  4. Das aktu­el­le Gesamt­ge­wicht des Fahr­zeugs wird dem Fah­rer per­ma­nent ange­zeigt, die net­to gesam­mel­te Men­ge ergibt sich aus dem Wie­gen vor und nach der Entladung.

2 Gedanken zu „Bonn in Orange — Müllwerker für einen Tag, Teil 3

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