Ich habe ein Telefon, dass entgangene Anrufer speichert. Wenn ich in mein Büro zurückkomme, weil ich, wie heute morgen, mir kurz einen Kaffee geholt habe (den die nette Kollegin K. gekocht hat), und ein rotes Lämpchen auf dem Apparat leuchtet, weiß ich — ich habe einen Anruf verpasst. Im allgemeinen bin ich eine gute Dienstleisterin — ich lasse mir die Nummer anzeigen und rufe zurück. Heute war es eine 0160er-Nummer — ein Handy. Keine Ahnung, wer. Also den OK-Knopf drücken und den Verbindungsaufbau abwarten.
Rauschen in der Leitung. “Hallo”.
“Hallo — Dagmar Hänel, LVR-Institut für Landeskunde. Sie haben versucht, mich zu erreichen.”
“Hallo. Ja. Wegen der Mail. Es geht um die E‑Mail. Da ist ja was schiefgegangen.”
(Wovon spricht er? — Aber erstmal positiv bestätigen.)
“Ja?”
“Ja, die Mail. Das war ein Fehler.”
(Ich verstehe gar nix. Was für eine Mail? Wer ist das überhaupt?)
“Also ich wollte ja gestern schon anrufen, wegen der Mail. Da haben ja mehrere gemailt.”
(Wie jetzt — was will der Typ von mir?)
“Das war ja eine Verwechselung, o-”
Jetzt reichts — das kann ja noch Stunden so weitergehen — ich falle dem jetzt einfach ins Wort:
“Stopp! Wer sind Sie?”
Stille. Fünf lange Sekunden.
“Andreas P.”
Erleichterung.
“Herr P. — dann weiß ich jetzt auch, worum es geht. Alles in Ordnung. …”
Noch ein kurzer freundlicher Wortwechsel, dann verabschieden wir uns und ich lege auf.
Hirn wieder auf Normalbetrieb fahren. Leben geht leichter, wenn man sich mit Namen meldet.