Freiheitsbäume haben eine lange Tradition. Sie werden im 19. Jahrhundert populär — in und kurz nach den Befreiungskriegen gepflanzt, besonders beliebt sind Eichen. Deutsche natürlich. Aber über nationale Symbolik des 19. Jahrhunderts wollen wir heute gar nicht weiter diskutieren. Beim Spaziergang um und durch unser Dorf heute haben wir eine neue Art von “Freiheitsbaum” entdeckt. Eine kreative Umwidmung eines Maibaums. Nun, einen Tag vor offiziellem Maiende und damit dem Entsorgungstermin für Maibäume, haben ein paar Akteure aus dem Umkreis einer der beiden Dorfkneipen ihrem Unmut, dass sie tatsächlich zum Rauchen nach draußen gehen müssen, Luft gemacht. Kurzerhand die leeren Schachteln eines Abends zusammengebunden und am Maibaum drapiert, ein Schild mit der Aufschrift “Nichtrauchergesetz-Protestbaum” — fertig.
Steht das nun in der Tradition der politischen Freiheitsbäume? Geht es doch um die Freiheit, zu rauchen, wann und wo der Raucher will. Egal, ob der Nichtraucher nebenan sich gestört fühlt oder nicht. Das ist eine interessante Interpretation von Freiheit — und definitv nicht die, die Rosa Luxemburg meinte.
Ich kann es ja durchaus verstehen, da sitzt man gemütlich beim Bier zusammen, eigentlich würde die Zigarette dazu gehören. Ist aber nicht mehr — dank dieses Gesetzes. Also muss man zum Rauchen raus, es regnet, ist kalt — menno. Aber trotzdem — fürs Moppern gegen das Nichtraucher-Schutz-Gesetz Symbolik und Motiv des Freiheitsbaumes zu nutzen, ist eher unpassend. Und als Maigabe taugt es schon gar nicht.