Wer sind Sie eigentlich?

Ich habe ein Tele­fon, dass ent­gan­ge­ne Anru­fer spei­chert. Wenn ich in mein Büro zurück­kom­me, weil ich, wie heu­te mor­gen, mir kurz einen Kaf­fee geholt habe (den die net­te Kol­le­gin K. gekocht hat), und ein rotes Lämp­chen auf dem Appa­rat leuch­tet, weiß ich — ich habe einen Anruf ver­passt. Im all­ge­mei­nen bin ich eine gute Dienst­leis­te­rin — ich las­se mir die Num­mer anzei­gen und rufe zurück. Heu­te war es eine 0160er-Num­mer — ein Han­dy. Kei­ne Ahnung, wer. Also den OK-Knopf drü­cken und den Ver­bin­dungs­auf­bau abwarten.

Rau­schen in der Lei­tung. “Hal­lo”.

Hal­lo — Dag­mar Hänel, LVR-Insti­tut für Lan­des­kun­de. Sie haben ver­sucht, mich zu erreichen.”

Hal­lo. Ja. Wegen der Mail. Es geht um die E‑Mail. Da ist ja was schiefgegangen.”

(Wovon spricht er? — Aber erst­mal posi­tiv bestätigen.)

Ja?”

Ja, die Mail. Das war ein Fehler.”

(Ich ver­ste­he gar nix. Was für eine Mail? Wer ist das überhaupt?)

Also ich woll­te ja ges­tern schon anru­fen, wegen der Mail. Da haben ja meh­re­re gemailt.”

(Wie jetzt — was will der Typ von mir?)

Das war ja eine Ver­wech­se­lung, o-”

Jetzt reichts — das kann ja noch Stun­den so wei­ter­ge­hen — ich fal­le dem jetzt ein­fach ins Wort:

Stopp! Wer sind Sie?”

Stil­le. Fünf lan­ge Sekunden.

Andre­as P.”

Erleich­te­rung.

Herr P. — dann weiß ich jetzt auch, wor­um es geht. Alles in Ordnung. …”

Noch ein kur­zer freund­li­cher Wort­wech­sel, dann ver­ab­schie­den wir uns und ich lege auf.

Hirn wie­der auf Nor­mal­be­trieb fah­ren. Leben geht leich­ter, wenn man sich mit Namen meldet.

Freiheitsbäume?

Nichtrauchergesetzprotestbaum 03

Nicht­rau­cher­ge­setz­pro­test­baum 03

Frei­heits­bäu­me haben eine lan­ge Tra­di­ti­on. Sie wer­den im 19. Jahr­hun­dert popu­lär — in und kurz nach den Befrei­ungs­krie­gen gepflanzt, beson­ders beliebt sind Eichen. Deut­sche natür­lich. Aber über natio­na­le Sym­bo­lik des 19. Jahr­hun­derts wol­len wir heu­te gar nicht wei­ter dis­ku­tie­ren. Beim Spa­zier­gang um und durch unser Dorf heu­te haben wir eine neue Art von “Frei­heits­baum” ent­deckt. Eine krea­ti­ve Umwid­mung eines Mai­baums. Nun, einen Tag vor offi­zi­el­lem Mai­en­de und damit dem Ent­sor­gungs­ter­min für Mai­bäu­me, haben ein paar Akteu­re aus dem Umkreis einer der bei­den Dorf­knei­pen ihrem Unmut, dass sie tat­säch­lich zum Rau­chen nach drau­ßen gehen müs­sen, Luft gemacht. Kur­zer­hand die lee­ren Schach­teln eines Abends zusam­men­ge­bun­den und am Mai­baum dra­piert, ein Schild mit der Auf­schrift “Nicht­rau­cher­ge­setz-Pro­test­baum” — fertig.

Nichtrauchergesetzprotestbaum 01

Nicht­rau­cher­ge­setz­pro­test­baum 01

Steht das nun in der Tra­di­ti­on der poli­ti­schen Frei­heits­bäu­me? Geht es doch um die Frei­heit, zu rau­chen, wann und wo der Rau­cher will. Egal, ob der Nicht­rau­cher neben­an sich gestört fühlt oder nicht. Das ist eine inter­es­san­te Inter­pre­ta­ti­on von Frei­heit — und defi­nitv nicht die, die Rosa Luxem­burg meinte.

Ich kann es ja durch­aus ver­ste­hen, da sitzt man gemüt­lich beim Bier zusam­men, eigent­lich wür­de die Ziga­ret­te dazu gehö­ren. Ist aber nicht mehr — dank die­ses Geset­zes. Also muss man zum Rau­chen raus, es reg­net, ist kalt — men­no. Aber trotz­dem — fürs Mop­pern gegen das Nicht­rau­cher-Schutz-Gesetz Sym­bo­lik und Motiv des Frei­heits­bau­mes zu nut­zen, ist eher unpas­send. Und als Mai­ga­be taugt es schon gar nicht.

Entdeckung im Heizungskeller

Ritterstern im Mai

Rit­ter­stern im Mai

Mein Fund­stück des Tages begeg­ne­te mir heu­te im Hei­zungs­kel­ler, wo wir das Gar­ten­zu­be­hör tro­cken, eini­ger­ma­ßen dun­kel und rela­tiv kühl auf­be­wah­ren. Gar­ten­zu­be­hör beinhal­tet hier auch die Blu­men­zwie­beln, die über­win­tern und auch Rit­ter­stern­zwie­beln wäh­rend der Som­mer­mo­na­te. Rit­ter­ster­ne schnei­det man ja bekannt­lich nach der Blü­te im Win­ter bis zur Zwie­bel her­un­ter, nimmt sie aus der Erde und pflanzt sie im Herbst wie­der ein, wo sie dann wie­der aus­trei­ben. Soweit, so gut.

Heu­te jedoch, als ich im Hei­zungs­kel­ler nach dem Rech­ten und Lin­ken sah (auf der Suche nach der Was­ser­waa­ge…), ent­deck­te ich, dass zwei der Knol­len bereits mun­ter aus­ge­trie­ben haben! Zwar etwas blass am Stamm — es ist eben recht dun­kel dort im Kel­ler — aber nicht weni­ger forsch. Nun stel­len sich zwei Fra­gen: War­um und was nun?

Die Fra­ge “War­um” wird wohl ein bota­ni­sches Mys­te­ri­um blei­ben. Ich könn­te jetzt damit anfan­gen, dass laut Wiki­pe­dia Rit­ter­ster­ne (Hip­peastrum) eine Pflan­zen­gat­tung aus der Fami­lie der Ama­ryl­lis­ge­wäch­se (Ama­ryl­li­daceae) sind, die wie­der­um zur Ord­nung der Spar­gel­ar­ti­gen (Aspa­ra­ga­les) gehö­ren (s. hier). Und da wir ja noch nicht Johan­nis haben… Aber eigent­lich woll­te ich sie nicht ern­ten und erst recht nicht ver­zeh­ren. Das mache ich lie­ber mit ande­ren Ver­tre­tern aus glei­cher Fami­lie und Ord­nung, näm­lich mit sol­chen aus der Unter­fa­mi­lie der Lauch­ge­wäch­se, z.B. Früh­lings­zwie­beln. Bevor ich jetzt aber noch mehr Unord­nung ver­an­stal­te, bleibt die Fra­ge “Was nun”?

Ausflug im Regen

20130526-154401Ich kann es nicht mehr sehen, die­ses Grau und den Regen” sag­te Ste­phan heu­te mor­gen beim Früh­stück. “Ent­we­der gehen wir wie­der ins Bett — oder wir fah­ren weg” — zwei Alter­na­ti­ven zum Wet­ter­the­ma. Das Bett fiel heu­te wegen Rücken- und Kopf­schmer­zen aus, also muss­ten wir uns etwas über­le­gen. Dort­hin zu fah­ren, wo die Son­ne scheint, hät­te einen Zwi­schen­stopp am Flug­ha­fen erfor­dert. Für einene Sonn­tags­aus­flug zu auf­wän­dig. Muse­um schied auch wegen Rückens aus. Dann die Idee: über die Gren­ze, um dann gleich­zei­tig zu tes­ten, ob die Aus­lands­op­tio­nen im Han­dy nun end­lich funk­tio­nie­ren (nach unse­rem völ­lig abge­schal­tet-sein-Erleb­nis in Maas­tricht im letz­ten Herbst). Bein Blick in die Kar­te kam die Idee: Ban­neux. Mal wie­der Mari­en­wall­fahrts­or­te anschau­en, popu­la­re Fröm­mig­keits­for­men begut­ach­ten. Auf dem Rück­weg liegt dann Mores­net-Cha­pel­le sozu­sa­gen auf dem Weg. Damit war die Tages­pla­nung gefixt: Nun noch warm anzie­hen, Wan­der­schu­he, Was­ser und Weg­zeh­rung ein­pa­cken und los gehts. Tat­säch­lich reg­net es die gan­ze Hin­fahrt über. Bel­gi­en, gera­de die Wal­lo­nie, ist im Regen beson­ders reiz­voll: das (mehr oder weni­ger) leicht her­un­ter­ge­kom­me­ne, verschrad­del­te Bel­gi­en zeigt sich grau in gau von sei­ner ein­drucks­volls­ten Sei­te. In Ban­neux ange­kom­men fin­den wir direkt vor dem Wall­fahrts­be­zirk einen Park­platz. Unglaub­lich — er kos­tet auch noch nix. Wir machen uns auf den Weg zur “neu­en” Kir­che, dem laut Kar­te zen­tra­len Ort.

Kirche von Banneux

Kir­che von Banneux

Wäh­rend der Wall­fahrts­be­zirk, der sozu­sa­gen im Wald liegt, archi­tek­to­nisch rela­tiv ein­heit­lich aus den 1940er Jah­ren stammt, ist die zen­tra­le Kir­che eine 1980er-Jah­re-see­len­lo­se Ver­samm­lungs­hal­le. Man­ches eri­nenrt an Lour­des, aber wäh­rend die unter­ir­di­sche Rie­sen­ba­si­li­ka dort eine inter­es­san­te und durch­aus spi­ri­tu­el­le Aus­strah­lung hat, erscheint uns der Bau in Ban­neaux als Mischung zwi­schen bel­gi­schem Feri­en­haus und Bahnhofshalle.

Michael mal anders

Micha­el mal anders

Fas­zi­nie­rend aber die Micha­els­ka­pel­le: Einen sol­chen gleich­zei­tig völ­kisch und fast schon tra­gisch anmu­ten­den “Helden”-Erzengel habe ich noch sel­ten gese­hen. Es könn­te auch eine Figur aus einem Fritz-Lang-Film sein: ob Metro­po­lis oder sei­ne Nibe­lun­gen-Inter­pre­ta­ti­on. Ein schö­ner Kon­tra­punkt dazu ist Kon­rad Ade­nau­er, dem die­ser Wall­fahrts­ort anschei­nend beson­ders am Her­zen lag.

Und natür­lich die Quel­le, das Zen­trum des — frü­her sag­te man volks­from­men — Han­delns. Egal ob kirch­lich aner­kannt oder nicht, Was­ser hat eine beson­de­re Anzie­hungs­kraft und wird ganz selbst­ver­ständ­lich zur Ver­mitt­lungs­in­stanz des Hei­li­gen gedeu­tet. Und so wird das Was­ser aus der Quel­le abge­zapft und mit­ge­nom­men, Men­schen füh­ren ritu­el­le Waschun­gen durch, und natür­lich ist das Was­ser im zen­tra­len Brun­nen viel wirk­sa­mer als das aus den für die Nut­zer ange­bo­te­nen Was­ser­häh­nen ringsherum.

20130526-150507

An der Quelle

 

Belgische Waffeln und Café au Lait

Bel­gi­sche Waf­feln und Cafè au Lait

Nach einem Besuch in der Erschei­nungs­ka­pel­le und dem Ent­de­cken der Bank aus Nord­wal­de sind wir, durch­ge­fro­ren und nass, reif für einen Kaf­fee. Den bekom­men wir natür­lich auch hier: Am Bus­park­platz haben sich eine Rei­he von Devo­tio­na­li­en­lä­den und Cafès ange­sie­delt. Im ‘Cafè Espla­na­de’ bekom­men wir den Cafè au lait zwar nicht in der Boule, aber dafür mit lecke­rer bel­gi­scher Waf­fel. Mit Sah­ne und Puder­zu­cker — die Kir­schen sind bei der Bestel­lung unter­ge­gan­gen. Ja, und auch die Prei­se sind durch­aus “Hei­lig”…

Nach der Stär­kung geht es zurück Rich­tung Gren­ze, mit einem Abste­cher nach Mores­net, in eine wei­te­re, aber deut­lich klei­ne­re Wall­fahrts­kir­che. Und wäh­rend Ban­neux zu den typi­schen Erschei­nungs-Wall­fahr­ten des 19. und 20. Jahr­hun­derts gehört (in einer Rei­he mit Lour­des und Fati­ma, die Erschei­nungs­be­rich­te aus Ban­neaux stam­men aus dem Jahr 1933) ist Mores­net-Cha­pel­le eine eher tra­di­tio­nel­le Mari­en­wall­fahrt, die auf ein Erschei­nungs­er­leb­nis im 18. Jah­rund­ert zurück­geht. Auf dem Weg dort­hin müs­sen wir einen Umweg fah­ren — Stra­ßen­sper­rung. Manch­mal sind sol­che Umwe­ge loh­nens­wert: uns führt das Umlei­tungs­schild über Henry-

Soldatenfriedhof Henry-Chapelle

Sol­da­ten­fried­hof Henry-Chapelle

Cha­pel­le — und den dort ange­leg­ten gro­ßen Fried­hof samt Memo­ri­al für ame­ri­ka­ni­sche Sol­da­ten, die im Zwei­ten Welt­krieg hier getö­tet wur­den. Ein ein­drucks­vol­ler Ort: Die Insze­nie­rung geht über das Visu­el­le hin­aus, wenn um 17 Uhr Glo­cken­ge­läut und Hym­nen über Laut­spre­cher den Raum füllen.

Dage­gen ist die klei­ne Wall­fahrts­kir­che von Mores­net-Cha­pel­le ein fast schon unschein­ba­rer und pri­va­ter Ort. Außer uns ist kein Mensch hier. In der Sei­ten­ka­pel­le, in der die wun­der­tä­ti­ge Mari­en­sta­tue auf­ge­stellt ist, fin­den sich zahl­rei­che Zei­chen der Ver­eh­rung und des Glau­bens an die Wirk­sam­keit. Und hin­ter einer Nische, halb von einem Vor­hang ver­deckt, steht schon das Tra­ge­ge­stell für die Fron­leich­nams­pro­zes­si­on am nächs­ten Donnerstag.

 

Gartennotiz #004: Stumpfe Zähne

Rhabarber, 2013

Wie in der Gar­ten­no­tiz 003 bereits ange­kün­digt, nun also ein paar Wor­te zum Rha­bar­ber (Rhe­um rha­bar­barum).

Natür­lich ist die­se Pflan­ze mit jeder Men­ge Kind­heits­er­in­ne­run­gen ver­se­hen. Die stärks­te — und wahr­schein­lich auch am wei­tes­ten ver­brei­te­te — ist, eine Stan­ge Rha­bar­ber in ein Glas mit Zucker zu tun­ken und die­se so leid­lich ver­süß­te Stück für Stück zu genie­ßen. Es war natür­lich meis­tens immer noch unglaub­lich sau­er, aber das Ver­spre­chen von Som­mer, viel­leicht sogar noch durch ein paar Erd­bee­re abge­run­det, war ein­fach unschlagbar.

Rhabarber, 2013

Rha­bar­ber, 2013

Viel­leicht ist auch das der Grund, war­um wir uns nun die­se Pflan­ze in den Gar­ten geholt haben: Zurück­ho­len von Kind­heits­er­in­ne­run­gen. Die bei­den Stau­den ste­hen nun in einem wie­der neu ange­leg­ten Beet an der Gren­ze zum Nach­bar­grund­stück, an einer Stel­le, die hin­rei­chend viel Son­ne ver­spricht. Ich fürch­te aber, dass es die­ses Jahr (noch) nichts zu ern­ten geben wird.

Neben dem bereits genann­ten Roh­kon­sum des Rha­bar­bers, gibt es natür­lich noch zwei wei­te­re ele­men­ta­re Dar­rei­chungs­for­men: 1) das Rha­bar­ber­kom­pott und 2) den Rha­bar­ber­ku­chen. (Auf solch Hipster­ge­döns wie Rha­bar­ber­schor­le etc. pp. gehe ich hier nicht wei­ter ein — ich könn­te mich nur in die Nes­seln set­zen…) Bei­de kom­men mit einer gera­de­zu sprich­wört­li­chen Neben­wir­kung daher: Stump­fe Zäh­ne! War­um das so ist, mögen kun­di­ge­re Men­schen erklä­ren. Mir reicht manch­mal schon der Anblick und der Duft des einen oder ande­ren, um das beleg­te Gefühl im Zahn­raum zu haben. Nor­ma­ler­wei­se bedeu­tet das: Es ist Früh­ling oder gar Früh­som­mer. Aber im Jahr 2013 scheint alles etwas anders zu sein. Es gab zwar schon Rha­bar­ber­ku­chen, aber mit dem Rest…

Rhabarberkuchen

Rha­bar­ber­ku­chen

Gartennotiz #003

AbsoluteBeginnersZucchiniAnimation300Als mei­ne Eltern 1969 mein Eltern­haus bau­ten (Typ: frei­ste­hen­der Bun­ga­low), wur­de im Gar­ten selbst­ver­ständ­lich auch ein Teil wenigs­ten für den Obst­an­bau reser­viert: Erd­bee­ren, rote und schwar­ze Johan­nis­bee­ren, zwei Kirsch­bäu­me (Schat­ten­mo­rel­len) und Rha­bar­ber. Auf letz­te­rem kom­me ich in den nächs­ten Tagen auch noch mal geson­dert zurück. Ich selbst habe mal einen Pfir­sich­baum aus einem Kern gezo­gen. Der hat genau einen Pfir­sich bis zur Rei­fe gebracht. Lei­der just wäh­rend der Urlaubs­zeit: Vor dem CVJM-Fami­li­en­ur­laub auf Bor­kum war er noch nicht reif, als wir zurück­ka­men, lag er über­reif ange­fault und von Wür­mern zer­fres­sen im Gras. Dann wur­de der Baum von der Kräu­sel­krank­heit dahin­ge­rafft. Irgend­wann beschloss dann mei­ne Mut­ter, dass sie kei­ne Lust mehr auf die gan­ze Arbeit mit der Ern­te hat, und es wur­de ein rei­ner Zier­gar­ten ange­legt. Eine wei­se Ent­schei­dung. Soweit also mei­ne bis­he­ri­gen Erfah­run­gen mit einem Ansatz von Selbstversorgungsgarten.

KopostZucchine

Zuc­chi­ni auf Kom­post, 2013

Was  treibt nun mich dazu, selbst Nutz­pflan­zen zu kul­ti­vie­ren? Es liegt defi­ni­tiv nicht an wirt­schaft­li­chen Grün­de. Dafür wür­de die Men­ge bei wei­tem nicht aus­rei­chen. Der Umfang hat ja eher sym­bo­li­schen Cha­rak­ter. Wahr­schein­lich liegt auch genau da der Hund die Zuc­chi­ni bever­gra­ben: Es geht um das Erfolgs­er­leb­nis. Hier sehe ich was ich gemacht habe (Kom­post­hau­fen umge­setzt und vier Setz­lin­ge ein­ge­pflanzt) und kann zuse­hen, wie mehr dar­aus wird und ich — wenn nicht gera­de alles ver­ha­gelt wird — bei­zei­ten sogar eine Ern­te ein­ho­len kann. Wo kann ich das sonst noch?

 

Feuerwehr

Wenn ich groß bin, werde ich ein Feuerwehrmann!

Wenn ich groß bin, wer­de ich ein Feuerwehrmann!

Am letz­ten Don­ners­tag waren wir in Sachen Feu­er­wehr unter­wegs. Gleich zwei Feu­er­wehr­fes­te waren ange­setzt, in Drans­dorf und in Les­se­nich. Also schau­en wir uns das mal an. Auf dem klei­nen Dorf­platz in Drans­dorf, vor dem Feu­er­wehr­haus, ste­hen meh­re­re Ein­satz­fahr­zeu­ge, dazu ein öko­lo­gisch (fast) ein­wand­frei­es Bull­ri­ding (da wird der Bul­le nicht elektrich bewegt son­dern durch zie­hen an Sei­len). Damit die Kin­der so rich­tig Spaß haben, war das der ulti­ma­ti­ve Väter­job am Vater­ag. Ansons­ten gabs noch Riev­kooche, Würst­chen, Waf­feln und Kuchen. Der Geträn­ke­wa­gen war — wie ich auf dem Rück­weg vom wal­ken beob­ach­ten konn­te, schon am Mor­gen um kurz vor neun in Betrieb genom­men wor­den. Feu­er­wehr­fest eben. Ein biss­chen umschau­en und eigent­lich waren wir schon auf dem Weg wei­ter. Eine kur­ze Fra­ge nur an einen Jun­gen, der in Uni­form mit Auf­schrift “Jugend­feu­er­wehr” vor einem der gro­ßen Ein­satz­wa­gen stand. Wir kamen ins Gespräch und als ich erwähn­te, ich hät­te ehr­lich gesagt über­haupt kei­ne Ahnung von Feu­er­wehr, war kein Hal­ten mehr. Unser Infor­mant wink­te noch einen etwa gleich­alt­ri­gen Mit­feu­er­wehr­ler her­an und dann beka­men wir aus ers­ter Hand die kom­plet­te Aus­rüs­tung eines Ein­satz­fahr­zeugs vor­ge­führt. Lösch­schaum, Axt und Spa­ten, diver­se Schläu­che und Ver­bin­dungs­stü­cke, die bruch­si­che­re und unglaub­lich hel­le Taschen­lam­pe, Pum­pe für den Rhein (oder wahl­wei­se irgend­ein Pool, der zum Löschen leer­ge­pumpt wer­den kann) oder auch voll­ge­lau­fe­ne Kel­ler. Die Unter­schie­de zwi­schen B- und C‑Rohr wur­den aus­führ­lich erläu­tert, eben­so ver­schie­de­ne Arten von Einsätzen.

Das war beein­dru­ckend. Nach­dem ich puber­tie­ren­de Jungs über­wie­gend im ÖPNV wahr­neh­me, wo sie wahl­wei­se rum­grö­len oder para­ly­siert auf ein Han­dy star­ren und irgend­wel­che Spie­le damit spie­len, war ich doch sehr posi­tiv über­rascht von enga­gie­ren, elo­quen­ten 15jährigen, die sich mit gro­ßer Lei­den­schaft und Akri­bie ein unglaub­li­ches Wis­sen und Kön­nen erar­bei­tet haben — und das auch noch so über­zeu­gend wei­ter­ge­ben kön­nen. Die kön­nen mich ret­ten, wenns mal nötig ist.

Gartennotiz #002

AbsoluteBeginnersWickeAnimation300Ich habe nicht gewusst, was für Schmer­zen das sein kön­nen. Ges­tern gut drei Stun­den Ein­sä­en der Wie­se, Har­ken, Stei­ne absam­meln, Unkraut zup­fen, Pflan­zen beschnei­den um ande­ren mehr Licht und Platz zu ver­schaf­fen. Gut sieht das aus heu­te. Aber es tut unglaub­lich weh. Im unte­ren Rücken­be­reich. Und im hin­te­ren Ober­schen­kel. Und in der Schul­ter. Ich kann nicht sit­zen, lie­gen, ste­hen. Die Phy­sio­the­ra­pie heu­te nach­mit­tag hat sich statt um die Knie heu­te um mei­ne Wir­bel geküm­mert. Frü­her hab ich geglaubt, eine Rücken­mas­sa­ge sei etwas ange­neh­mes. Ein ähli­cher Fehl­glau­be wie Oster­ha­se. Aber trotz­dem, da auf der Lie­ge war es etwa 10 Minu­ten lang ent­span­nend. Schön, wenn der Schmerz nach­lässt. Er kam aber direkt wie­der, als ich auf­ge­stan­den bin.

In wenigen Wochen ist das die Wildblumenwiese

In weni­gen Wochen ist das die Wildblumenwiese

Gehei­me Freu­de habe ich an der Vor­stel­lung, was man­che Nach­barn sagen, wenn sie ent­de­cken, dass die schö­ne ordent­lich ange­leg­te neue Beet­flä­che, die das hin­te­re Drit­tel des Gar­tens ein­nimmt, kein Beet ist, son­dern sich zu einer Wild­blu­men­wie­se ent­wi­ckeln wird. Wild­blu­me ist ja für man­che Gärt­ner ein­fach ein unver­schäm­ter Euphe­mis­mus für Unkraut. Höhö. In unse­rer Schmet­ter­lings­mi­schung ist laut Auf­schrift sogar Bren­nes­sel­sa­men. Mit­ten hin­ein gepflanzt in die zukünf­ti­ge Wie­se habe ich drei Nacht­ker­zen — auch so ein Unkraut.

Was ges­tern nicht mehr ging, ich aber heu­te nach­ge­holt habe, sind die Wicken am Zaun. Laut Anlei­tung auf der Packung sol­len die Wicken­sa­men 24 Stun­den in Was­ser quel­len, bevor man sie an Ort und Stel­le im Beet aus­sät. Daher muss­ten sie bis heu­te war­ten — denn natür­lich habe ich erst die Anlei­tung gele­sen, als ich schon mit Werk­zeug und Gieß­kan­ne bewaff­net  im Dreck stand. Also heu­te noch­mal in die Gar­ten­kla­mot­ten, Mul­den gezo­gen und über den Zaun gebeugt (ich war zwi­schen­durch nicht sicher, ob es mir gelin­gen wird, mich wie­der auf­zu­rich­ten) die zukünf­ti­gen Dar­an­hoch­klet­te­rer ein­ge­streut. Wo das mit dem wie­der hoch­kom­men dann noch gelun­gen ist, habe ich dann noch mal eben die zwi­schen den Geh­weg­plat­ten wach­sen­den Ake­lei, Löwen­zahn und Klee weg­ge­macht. Ein klei­nes Täu­schungs­ma­nö­ver für die Nach­barn. Aber, sol­che Gedan­ken wer­den vom Gar­ten­gott sofort bestraft — jetzt lie­ge ich auf dem Sofa und weiß noch nicht, wie ich gleich hier wohl wie­der raus­kom­me und die Trep­pe rauf..

Erst­mal Korn­kis­sen. Und wehe, die­ses gan­ze Zeug wächst nicht so wie auf den Fotos im Bild­band “glück­lich durch gärtnern”.

save the day

shave the day - and the world will smile back at you

shave the day — and the world will smi­le back at you

Heu­te auf dem Weg zum Geburts­tags­fest von Freun­din A. Wir par­ken ein Stück­chen die Stra­ße run­ter hin­ter einem sil­ver­far­be­nen Sko­da. Die Bot­schaft auf dem Heck ist irri­tie­rend: “shave a nice day”. So ein­fach ist das also. Nach ein paar Minu­ten Nach­den­ken kom­me ich zu dem Schluß: Manch­mal stimmts sogar. Der mor­gend­li­che Kuss ist nach dem Rasie­ren doch oft ange­neh­mer. Ein genaue­rer zwei­ter Blick auf das doch recht klei­ne Wer­be­em­blem bringt Klar­heit — das ist kein s — son­dern ein umge­kehr­tes ecki­ges ein­fa­ches Anfüh­rungs­zei­chen. Blö­der typo­gra­phi­scher Spielkram.