Stephan: Dagmar und ich waren heute im LVR-Freilichtmuseum Lindlar zu einer Buchpräsentation. Nettes Ambiente, nette Menschen, die Deko der Jahreszeit frühlingshaft angepasst — hohnspottend der Tatsache, dass zwar die Sonne schien, aber bei 3,5°C ein kühler Wind über die Hügel des Bergischen Lands pfiff.
Dagmar: Nicht zu vergessen die Schneereste, die auf dem Weg durchs Bergische immer wieder herumlagen! — Aber zurück zum netten Ambiente in der Museumsherberge.
Stephan: Teil der Deko war auch die abgebildete Rosenschere. Mein erster Gedanke: “Oh, mein …” Und, ja, sie ist voll funktionsfähig und auch hinreichend scharf. Mein zweiter Gedanke: “Wer kauft (und benutzt) denn solch ein Werkzeug?” Oiliy im Garten? Die Latte Macchiato-Mutti auf der Dachterrasse bzw. dem Balkon der Bonner Südstadt? Darf die überhaupt dreckig werden? Ist die vielleicht ein ähnliches Statussymbol wie japanische Keramikmesser für Hobbyköche (ich benutze hier mit voller Absicht nur die maskuline Form)? Fragen über Fragen. Vielleicht kann ja Dagmar professionelle Hilfe geben.
Dagmar: Was für abstruse Gedanken bei so einer schönen Rosenschere. Da zeigt doch schon die Optik den Sinn der Sache: Form und Funktion in Einklang. Mit so einer Schere wird das Rosenschneiden zu einer kultischen Handlung. Wir wissen ja, wenn man die verblühten Blüten aus dem Rosenstrauch immer brav rausschneidet, bilden sich immer wieder neue Blüten. Klar, das ist eigentlich garstiges Austricksen der biologischen Uhr dieser Pflanze — will sie doch eigentlich nur Früchte — sprich Samen — produzieren. Und wir reduzieren sie auf die dusselige Blüte, die nur dafür da ist, Bienen und Hummeln zur Bestäubung anzulocken. Ja, und ich stehe dazu. Ich will keine Hagebutten, ich will Blüten bis Ende Oktober. Und ich will so eine Rosenschere… (übrigens gibt es dazu auch die passende Mini-Harke und ‑Schüppe und — luftanhalt — Gummistiefel!)
Stephan: Ok, ok, ok. Das war ja nun ein Wink mit der Dachlatte. Aber, Du hast doch erst im August… Ach egal. Nun denn. Dann wird es also bald Deine Rosenschere, meinen Spaten etc. geben, und nicht mehr wie ehedem unser Radiergummi. Aber das ist eine andere Geschichte.
Sehr gut.
Jetzt wollte ich über das “japanische Keramikmesser” herziehen und schreiben du meinst wohl das japanische Messer aus 32 Lagen gefalteten Damaststahl oder auch gerne 64 Lagen. Und dann sagt mir dieses Google der Erfinder des Keramikmessers ist tatsächlich Japaner, nämlich wohl der Kyocera-Gründer Kazuo Inamori. Ich nehme damit sofort alles wieder zurück und schneide weiter meine Zwiebeln mit meinem 64lagigen Damaststahl Messer aus Japan für Hobbyköche.
Du weißt schon, dass der “gefaltete(…) Damasstahl” ursprünglich aus Syrien kommt: Der Damaszener Stahl kommt aus Damaskus, man härtete so das Eisen, bevor man Stahl kochen und schmieden konnte (s. http://de.wikipedia.org/wiki/Damaszener_Stahl). Also nix Japan und so. Außer, dass die es mal wieder kopiert und verbessert haben.