Klapperkantapper

Heu­te mor­gen um halb acht wach­te ich auf und hör­te ein fremd­ar­ti­ges Geräusch: Rapp-Klapp-Tap­tap­tap, Rapp-Klapp-Tap­tap­tap, Rapp-Klapp-Tap­tap­tap … unun­ter­bro­chen, rela­tiv schnell lau­ter wer­dend, am Haus vor­bei und wie­der ver­klin­gend. Nach weni­gen Mit­nu­ten war es wie­der still — wie es sich für einen stil­len Fei­er­tag gehört. Kurz hin­ge­wie­sen sei auf den Schnee — Kar­frei­tag 2013, Neu­schnee in der Nacht, Schnee­fall in Bonn bis in den spä­ten Vormittag.

Karklapppern 2013 in Dransdorf

Kar­klapp­pern 2013 in Dransdorf

Und die Klapperkinder.

In Drans­dorf pfle­gen die Minis­tran­ten die Tra­di­ti­on des Kar­klap­perns. Hier sind sie auf ihren Fahr­rä­dern unter­wegs, mor­gens um halb acht dre­hen sie die ers­te Run­de. Dann noch­mal nach­mit­tags gegen halb drei. Und gegen halb elf zogen sie in klei­nen Grup­pen aber ohne Klap­pern zum Sam­meln durchs Dorf.

Das freut das Volkskundlerinnenherz!

Service-Beitrag

Vor gerau­mer Zeit — im Som­mer 2008, um genau zu sein — haben wir schon­mal gebloggt: Aus unse­rem Umbri­en-Urlaub. Ich habe die Bei­trä­ge jetzt impor­tiert. Sie sind ab hier oder über die Kate­go­rie “Umbri­en” zu fin­den. Bald soll es hier auch eine Archiv-Sei­te geben, aber das dau­ert noch ein wenig.

Katja Riemann

Ich hab eine Wei­le dar­über nach­ge­dacht, ob es sich über­haupt in irgend­ei­ner Wei­se lohnt, zu die­sem Müll Stel­lung zu neh­men. Eigent­lich ärgert es mich, dass es mich über­haupt beschäf­tigt. Aber es ist irgend­wie zu ärger­lich, gar beängs­ti­gend, dass die­se Art von Dumm­heit, Dumpf­heit und Ver­ach­tung eine sol­che Macht gera­de in den so genann­ten sozia­len Netz­wer­ken hat. Es geht um Kat­ja Rie­mann. Eigent­lich nicht um Frau Rie­mann, son­dern um die­sen Shit­s­torm, den ein Inter­view in einer däm­li­chen Vor­abend-Talk­sen­dung beim NDR aus­ge­löst hat. Das habe ich mir in der NDR Media­thek am Sams­tag kom­plett ange­schaut, weil ich über meh­re­re Arti­kel in der Zei­tung — letz­te Woche gar auf der Sei­te drei in der Süd­deut­schen, ziem­lich diver­gie­ren­de Ansich­ten über den Ver­lauf die­ses Gesprächs gele­sen habe — und über die Fol­gen, eben den shit­s­torm auf der Face­book­sei­te der Schau­spie­le­rin, erstaunt war. Also eine eige­ne Mei­nung bil­den und die­se Sen­dung anschau­en. Das gibt Klar­heit. Und ganz ehr­lich — wenn eine Frau von der Elo­quenz einer Rie­mann jeman­den im Gespräch run­ter­ma­chen will, sieht das anders aus. Demü­ti­gend waren die Fra­gen, die Igno­ranz und Respekt­lo­sig­keit des Moderators.

Aber wenn man schon­mal dabei ist, schaut man auch mal in die ande­ren Sei­ten an, die  you­tube zu die­sem The­ma anbie­tet. So bin ich auf einer die­ser “Zicki­ge Schau­spie­le­rin demü­tigt Moderator”-Seiten gelan­det. Hier hat jemand mit enor­men Sach­ver­stand (sowohl was inhalt­li­che Fra­gen, kor­rek­tes Zitie­ren und ästhe­ti­sche Grund­re­geln des Schnitts betref­fend) meh­re­re Antworten/Wortbeiträge von Frau Rie­mann zusam­men­ge­schnit­ten und zieht dar­aus die Schluß­fol­ge­rung: eine unver­schäm­te Demü­ti­gung des Mode­ra­tors. Was mich noch mehr scho­ckiert sind die Kom­men­ta­re auf die­ser Sei­te. 99,9 % Zustim­mung, in erei­fern­dem bis gei­fern­dem Ton wird die­ses Mach­werk als Beleg für eine angeb­li­che cha­rak­ter­li­che Unzu­läng­lich­keit einer Frau benutzt. Und der eine User, der ein biss­chen wider­spricht, wird kol­lek­tiv in glei­chem Ton niedergemacht.

War­um schrei­be ich das, wär­me hier nach über einer Woche einen Pseu­do-Medi­en­dis­kurs noch­mal auf, über den ja außer mir schon längst kei­ner mehr redet? Weil mich die­se Kom­men­ta­re erschreckt haben. Weil mir hier das ers­te Mal die­se Hetz­meu­ten­men­ta­li­tät, die anschei­nend von gar nicht so weni­gen Men­schen in der Anony­mi­tät des Net­zes aus­ge­lebt wird, begeg­net ist. Was mich erschreckt ist die Gewalt, die Dumm­heit, die Ver­ach­tung für ande­re Men­schen. Ich geste­he, ich habe mich für die bis­he­ri­gen Shit­s­torm­ge­schich­ten nicht inter­es­siert. Ste­phan, der schon diver­se Male von irgend­wel­chen Pole­mi­kern auf sei­ner Sei­te ange­gan­gen wur­de, hört von mir dann immer nur: Löschen, von der Freun­des­lis­te strei­chen, Igno­rie­ren, sonst wer­test Du die noch auf. Haben die nix zu tun oder was; was setzt Du Dich auch die­sen Idio­ten aus? Hier nun mei­ne öffent­li­che Abbit­te: Ja, es ist wich­tig, sei­nen Stand­punkt zu haben und zu ver­tei­di­gen — auch gegen die Blöd­män­ner der Welt. Und zwar mit vol­lem Namen und erho­be­nem Kopf.

Etwas nicht zu wis­sen oder nicht zu ken­nen ist nicht schlimm. Aber Dumm­heit gekop­pelt mit Igno­ranz und Arro­ganz, ist das Schlimms­te, dar­aus wächst alles ande­re — bis zu tat­säch­li­chen Gewalt. Wenn ich sehe, wie leicht das vie­len fällt, wird mir schlecht.

Daneben gegriffen

Mon­tag Mor­gen, kurz vor 8. Schon fast fer­tig mit allem, nur noch Make­up, Haa­re föh­nen und einen Sprüh­stoß Magni­fi­que aufs Dekol­le­té. Und jetzt das — der Fla­con leer, kein Tröpf­lein für den Mikro­zer­stäu­ber mehr da. Egal, da war doch die klei­ne Pro­bier­pro­be vom letz­ten Par­fu­me­rie­be­such, das roch doch gar nicht so schlecht. Ich bewah­re die­se klei­nen Pro­be­fläschen in einer Schach­tel auf dem Regal im Bade­zim­mer auf — mit einer Samm­lung von Nagel­lack­fläsch­chen. Letz­te­re ist aber nicht beson­ders umfang­reich. Also schnell mal eben rein­ge­grif­fen, die klei­ne Par­fum­pro­be ist sogar mit Zer­stäu­ber, pscht pscht, ange­sprüht. Riecht irgend­wie sei­fig. Na ja, muss heu­te mal gehen. Die Haa­re sind frisch gewa­schen und blei­ben heu­te offen.

Beim Anzie­hen von Schal und Man­tel kom­men mir ers­te Zwei­fel. Das riecht komisch. ICH rie­che komisch. So irgend­wie unpas­send. Beim Umbin­den des Schals sind die Haa­re nach vorn gefal­len und ein­mal durchs Dekol­le­té gezo­gen. Jetzt rie­che ich es mas­siv. Bäh. Das geht gar nicht. Also wie­der aus­zie­hen, nach oben — wie krie­ge ich das wie­der ab? Auch Ste­phan ist der komi­sche Geruch inzwi­schen auf­ge­fal­len. Er bestä­tigt: das kommt nicht wirk­lich gut. Ein Blick auf den Fla­con bringt die Wahr­heit an den Tag. Das kann gar nicht pas­sen. Das ist der Män­ner­duft. Und jetzt erin­ne­re ich mich auch an den Spruch der Ver­käu­fe­rin in der Par­fu­me­rie: “Da leg ich Ihnen noch­mal was Schö­nes für den Gat­ten dazu, Frau Dr. Hänel.”

Cartier Déclaration - der Duft für ihn mit dem maskulinen Charakter...

Car­tier Décla­ra­ti­on — der Duft für ihn mit dem mas­ku­li­nen Charakter…

Soll­te der Gat­te jemals auf die­se Mar­ke umstei­gen, lass ich mich schei­den. Oder viel­leicht ist es am Man­ne gar nicht so schlecht, ver­spricht doch der Wer­be­text “mas­ku­lin” als Cha­rak­ter, Kopf­no­ten von Leder und Zedern­holz und eine Herz­no­te von Iris, Zimt und Ing­wer. Die Basis­no­te aller­dings sei “Bei­fuß, Küm­mel und Bit­ter­oran­ge” — Küm­mel, na ja, ehr­lich gesagt, dar­auf kann ich ver­zich­ten. Wenn ich Küm­mel will, koche ich damit. Es bleibt aber immer noch die Fra­ge, wie ich die­ses olfak­to­risch unpas­sen­de Gemisch wie­der loswerde.

Kom­plett aus­zie­hen — riecht immer noch. Waschen. Noch­mal Waschen. Ein drit­tes Mal Waschen. Ein­cre­men mit der ver­trau­ten Body­lo­tion. So lang­sam gehts wie­der. Die Haa­re wasche ich jetzt aber nicht noch­mal. Die blei­ben offen und sol­len beim Rad­fah­ren durch die Käl­te ausdünsten.

So halb­wegs hats funk­tio­niert. Zumin­dest hat mich kei­ner der Kol­le­gen auf einen merk­wür­di­gen Geruch ange­spro­chen. Aber selbst jetzt, um kurz nach zehn am Abend, habe ich ihn noch in der Nase. Sei­fi­ges Zedern­holz mit Küm­mel. Vorm Schla­fen­ge­hen geh ich noch­mal duschen…

 

Rosenschere

Ste­phan: Dag­mar und ich waren heu­te im LVR-Frei­licht­mu­se­um Lind­lar zu einer Buch­prä­sen­ta­ti­on. Net­tes Ambi­en­te, net­te Men­schen, die Deko der Jah­res­zeit früh­lings­haft ange­passt — hohn­spot­tend der Tat­sa­che, dass zwar die Son­ne schien, aber bei 3,5°C ein küh­ler Wind über die Hügel des Ber­gi­schen Lands pfiff.

Dag­mar: Nicht zu ver­ges­sen die Schnee­res­te, die auf dem Weg durchs Ber­gi­sche immer wie­der her­um­la­gen! — Aber zurück zum net­ten Ambi­en­te in der Museumsherberge.

Rosenschere

Rosen­sche­re

Ste­phan: Teil der Deko war auch die abge­bil­de­te Rosen­sche­re. Mein ers­ter Gedan­ke: “Oh, mein …” Und, ja, sie ist voll funk­ti­ons­fä­hig und auch hin­rei­chend scharf. Mein zwei­ter Gedan­ke: “Wer kauft (und benutzt) denn solch ein Werk­zeug?” Oiliy im Gar­ten? Die Lat­te Mac­chia­to-Mut­ti auf der Dach­ter­ras­se bzw. dem Bal­kon der Bon­ner Süd­stadt? Darf die über­haupt dre­ckig wer­den? Ist die viel­leicht ein ähn­li­ches Sta­tus­sym­bol wie japa­ni­sche Kera­mik­mes­ser für Hob­by­kö­che (ich benut­ze hier mit vol­ler Absicht nur die mas­ku­li­ne Form)? Fra­gen über Fra­gen. Viel­leicht kann ja Dag­mar pro­fes­sio­nel­le Hil­fe geben.

Dag­mar: Was für abstru­se Gedan­ken bei so einer schö­nen Rosen­sche­re. Da zeigt doch schon die Optik den Sinn der Sache: Form und Funk­ti­on in Ein­klang. Mit so einer Sche­re wird das Rosen­schnei­den zu einer kul­ti­schen Hand­lung. Wir wis­sen ja, wenn man die ver­blüh­ten Blü­ten aus dem Rosen­strauch immer brav raus­schnei­det, bil­den sich immer wie­der neue Blü­ten. Klar, das ist eigent­lich gars­ti­ges Aus­trick­sen der bio­lo­gi­schen Uhr die­ser Pflan­ze — will sie doch eigent­lich nur Früch­te — sprich Samen — pro­du­zie­ren. Und wir redu­zie­ren sie auf die dus­se­li­ge Blü­te, die nur dafür da ist, Bie­nen und Hum­meln zur Bestäu­bung anzu­lo­cken. Ja, und ich ste­he dazu. Ich will kei­ne Hage­but­ten, ich will Blü­ten bis Ende Okto­ber. Und ich will so eine Rosen­sche­re… (übri­gens gibt es dazu auch die pas­sen­de Mini-Har­ke und ‑Schüp­pe und — luft­an­halt — Gummistiefel!)

Ste­phan: Ok, ok, ok. Das war ja nun ein Wink mit der Dach­lat­te. Aber, Du hast doch erst im August… Ach egal. Nun denn. Dann wird es also bald Dei­ne Rosen­sche­re, mei­nen Spa­ten etc. geben, und nicht mehr wie ehe­dem unser Radier­gum­mi. Aber das ist eine ande­re Geschichte.

 

Werbeeinblendung

Vor­weg #1: min­des­tens Freun­din L. wird sich beim Lesen die­ses Bei­trags die Haa­re rau­fen. Ich höre sie bereits “Ahhhhh, Ste­phan!” stöh­nen. Ich hof­fe, dass sie mir verzeiht.

Vor­weg #2: Audio­phi­le, für die nur die Ril­le der ein­zig zuläs­si­ge Ton­trä­ger ist, mögen mir bit­te noch mehr verzeihen.

Seit eini­ger Zeit ver­su­che ich mehr oder weni­ger sys­te­ma­tisch mei­ne Musik­samm­lung a) zu ver­voll­stän­di­gen und b) zu aktua­li­sie­ren. Das bedeu­tet nicht, dass ich mir nun immer die neu­es­ten Chart­stür­mer kau­fe. Son­dern viel mehr, dass ich mir Musik, die ich bis jetzt nur auf MC [1] habe bzw. die ich schon lan­ge haben woll­te, nun stück­wei­se auf CD oder als MP3 online (oder art­ver­wandt) kau­fe. Letz­te­res dann, wenn es eher “Gebrauchs­mu­sik” bzw. Hin­ter­grund-Tra­la­la ist. Zur CD grei­fe ich vor allem dann, wenn ich auch das Book­let haben möch­te: Tex­te zum Nach­le­sen, Anga­ben zum Set etc. pp.

George Benson & Al Jarreau, "Givin' It Up"

Geor­ge Ben­son & Al Jar­reau, “Givin’ It Up”

Nun hat­te ich vor ein paar Tagen das Album “Givin’ it up” von Al Jar­reau und Geor­ge Ben­son ent­deckt. Und da war sie nun die Fra­ge: Wo kau­fen? Denn es soll­te schon die CD samt Book­let etc. sein. Beim in letz­ter Zeit ins Gere­de gekom­me­nen gro­ßen Inter­net­an­bie­ter für Bücher, CDs und über­haupt möch­te ich eigent­lich nicht mehr bestel­len. Ich habe mich übri­gens nicht an dem gro­ßen Boy­kott betei­ligt (ich muss­te dafür auch schon eini­ges an vir­tu­el­ler Prü­gel ein­ste­cken). So sehr mich die Berich­te über die Arbeits­be­din­gun­gen etc. irri­tie­ren und ich auf Abhil­fe hof­fen, viel mehr beun­ru­hi­gen mich die Aus­wir­kun­gen auf Ver­la­ge, unab­hän­gi­ge Buch- und Musik­händ­ler etc., die im Zuge der Bericht­erstat­tung en pas­sant ruch­bar wur­den. Denn mit die­sem Online-Händ­ler ist es ähn­lich wie mit der hip­pen Com­pu­ter­fir­ma mit dem Apfel: Bei­de Fir­men sind die bes­te Angriffs­flä­che, weil sie eh im Fokus des öffent­li­chen Inter­es­ses ste­hen. Die Mit­be­wer­ber sind kaum einen Deut bes­ser. Was die gan­ze Cho­se natür­lich nicht ein­fa­cher macht. Also kam nur ein ört­li­cher Händ­ler in Fra­ge. Und sie­he da, Mr. Music an der Max­stra­ße hat­te die CD vor­rä­tig, sogar güns­ti­ger als jedes Ange­bot im Netz. Wow! Der Laden hat einen Kun­den mehr!

[1] MC: s. http://de.wikipedia.org/wiki/Compact_Cassette

Entsorgung

Jede® kennt die­se Momen­te, in denen sich die Sekun­den zu Unend­lich­kei­ten zu deh­nen. Ein typi­sches Bei­spiel dafür ist, wenn in einem Geschirr­re­gal etwas final ins Rut­schen gerät: Der Zeit­raum zwi­schen dem ers­ten Knir­schen, über den dump­fen Auf­schlag und das anschlie­ßen­de Schep­pern bis zum lang anhal­ten­den Split­tern… Pani­sche Bli­cke, die ban­ge Fra­ge “Was war das?”. Es waren natür­lich nicht die häss­li­chen Geschen­ke von der Hoch­zeit, die man eigent­lich schon längst dem ört­li­chen Ent­sor­ger hät­te anver­trau­en sol­len. Die ste­hen grund­so­li­de noch im Regal oder lie­gen unver­sehrt auf dem Boden — neben dem Scher­ben­hau­fen. Es waren eben die Erb­stü­cke, die viel­leicht nicht unbe­dingt wirk­lich schön waren, aber an denen das Herz hing. War­um die­ser ewi­ge Kampf zwi­schen All­tag­stü­cke und indi­vi­du­el­ler Erinnerungskultur?

ScherbengerichtJeden­falls ist nun eini­ges im Eimer und wir haben Platz für zwei Tor­ten­plat­ten und eine Scha­le für einen klei­nen Salat, für Gebäck etc.

Geschenkter Mittwoch

Sonnenuhr in Telgte, natürlich mit der schmerzensreichen Madonna

Son­nen­uhr in Telg­te, natür­lich mit der schmer­zens­rei­chen Madonna

Heu­te wur­de mir ein Mitt­woch geschenkt. Die­sen Tag ver­dan­ke ich dem Schnee der letz­ten Woche. Denn des­halb ist der Boden in O. auf­ge­weicht. Und der Kran kann dort nicht stehen.

Das ist jetzt kryp­tisch, also erklär ich mal die gan­ze Geschich­te: In O. soll­te mor­gen ein nicht mehr bewohn­tes Flücht­lings-Über­gangs-Wohn­heim in Form eines Con­tai­ner­en­sem­bles abge­holt wer­den. Nicht ein­fach nur abge­holt, son­dern im Gan­zen trans­lo­ziert, um im LVR-Frei­licht­mu­se­um Kom­mern wie­der auf­ge­stellt zu wer­den. Des­halb auch der Kran, der zum Auf­la­den auf den Tief­la­der benö­tigt wird. Die­ses Gebäu­de als “erzäh­len­des Objekt” in die geplan­te Aus­stel­lung ein­zu­bau­en, ist ein gemein­sa­mes Pro­jekt von mei­nem sehr geschätz­ten Kol­le­gen und guten Freund C. aus dem Frei­licht­mu­se­um und mir.

Alles war geplant: Team, Auto, Tief­la­der, Kran, Hand­wer­ker — und die woll­ten, wie Hand­wer­ker nun mal sind, auch schon um acht Uhr mor­gens anfan­gen. Mit der knap­pen Stun­de Fahr­zeit also sie­ben Uhr los in Bonn, spä­tes­tens sechs Uhr auf­ste­hen und ohne Früh­stück los. Ich has­se sol­che Ter­mi­ne. Ernst­haft. Ich war zur Vor­be­rei­tung schon seit Sonn­tag abend mop­sig. Und heu­te der Anruf: Das wird nix mor­gen. Wir ver­schie­ben auf Freitag.

Wun­der­bar! Ein Tag ohne ande­re Ter­mi­ne. Kein Wecker um sechs. Min­des­tens zwölf Stun­den selbstbestimmt.

An Frei­tag den­ke ich dann ab Don­ners­tag. Denn mor­gen freue ich mich über den geschenk­ten Mittwoch.

 

Unfassbar dreist

Das heu­ti­ge Fund­stück über­rasch­te uns am Früh­stücks­tisch. Es han­delt sich um die Scho­ko­creme, die ich am Sams­tag ein­ge­kauft habe. Der Wochen­ein­kauf muss­te mal wie­der war­ten bis Sams­tag — eigent­lich has­sen wir das. Sams­tag ist Markt­tag — viel­leicht noch mal die ein oder ande­re wenig gebräuch­li­che Zutat zum Sams­tag­abend-Din­ner, aber der wöchent­li­che Ein­kauf beim HIT soll­te erle­digt sein. War aber nicht. Ste­phan muss­te zu einer Ver­an­stal­tung, also auch noch allei­ne ins Sams­tag­nach­mit­tags-Getüm­mel eines gro­ßen Super­mark­tes in Tan­nen­busch. Immer, wenn ich dahin­kom­me, füh­le ich mich over­dres­sed. Ich glau­be, ich könn­te in mei­nen Sport­kla­mot­ten ein­kau­fen gehen, ich wäre trotz­dem over­dres­sed. Wenn ich mich schon so füh­le, kommt auch beim Ein­kau­fen gele­gent­lich mal mei­ne ver­snob­te Sei­te raus. Scho­ko­creme. Nicht Nutel­la, das ist ja nicht nur mit Pfer­de­blut ange­rührt, son­dern auch noch von einer Fir­ma, die Kin­der­ar­beit gou­tiert. Oder Nus­spli oder JA-Nuß-Nou­gat-Creme oder wie sie alle hei­ßen, die brau­nen, immer zu süßen und irgend­wie kleb­ri­gen Brot­auf­stri­che. Son­dern Gras­hoff (Fein­kost aus Bre­men seit 1872). Das ist SCHO­KO­LA­DEN­creme. Das schmeckt NUR nach Scho­ko­la­de (Milch oder Zart­bit­ter). Nun gut, das Glas ist gera­de mal halb so groß wie ein Nutel­la­glas, aber dafür fast drei­mal so teu­er. Ist ja auch Luxus fürs Sonn­tags­früh­stück (und das auch nur gelegentlich).

Ich habe also ein Glas davon gekauft. Sor­te Halb­bit­ter mit Espresso-Splittern.

Am Sonn­tag mor­gen soll­te es auf den Früh­stücks­tisch. Beim Öff­nen stel­len wir fest: die Papier­ban­de­ro­le ist schon geris­sen. Das Glas war schon mal auf. Mit Deckel ab sind die Spu­ren nicht zu über­se­hen: zwei­mal mit dem Fin­ger rein, Glas wie­der zu und zurück ins Super­markt­re­gal gestellt.

unfassbar dreist

unfass­bar dreist

Wie dreist ist das denn. Kin­der kön­nen das eigent­lich nicht gewe­sen sein, steht doch das Hoch­prei­si­ge in der obers­ten Regal­rei­he. Sol­che Erkennt­nis­se neh­men mir das Ver­trau­en in die Mensch­heit. Haben wir doch gera­de einen neu­en Papst und das Mana­ger­ma­ga­zin titelt “Die fet­ten Jah­re sind zurück”. Und dann so was.

Frü­her war das ja üblich, man­che Spei­sen vor dem Ein­kauf zu tes­ten. Auf dem Köl­ner Markt bei­spiels­wei­se wur­de die dort ange­bo­te­ne But­ter mit Pfen­nig­stü­cken ver­kos­tet. Heu­te noch bekom­men wir beim Käse­stand immer mal wie­der ein Stück zum Pro­bie­ren. Und die Schei­be Fleisch­wurst beim Ein­kauf beim Metz­ger fürs Kind ist auch immer noch üblich. Und andau­ernd steht jemand in einem Stand im Laden und bie­tet irgend­ei­ne groß­ar­ti­ge Neu­erfin­dung an: Man­go aus Para­gu­ay, die trotz 1. Klas­se Flug nur 1,99 € kos­tet, eine neue Keks­sor­te oder auch mal ein Stück Lasa­gne aus der Mikro­wel­le. Ehr­lich gesagt, auch im Super­markt ist es noch so: wer es dar­auf anlegt, kann bei jedem Ein­kauf diver­se Sachen essen. Aber ver­schlos­se­ne Glä­ser öff­nen, um den Inhalt zu pro­bie­ren? Das ist ein ech­ter Absturz aus dem, was wir das grund­le­gen­de zivi­li­sa­to­ri­sche Netz nen­nen. Sol­che Leu­te pin­keln auch an Haus­wän­de. Unfass­bar. In sol­chen Momen­ten bin ich für eine kom­plet­te Video­über­wa­chung, nicht nur öffent­li­che Plät­ze, auch Super­märk­te kompletto.

Ich wer­de mis­an­thro­pisch — und das ist Eure Schuld, Ihr gars­ti­gen Dreist­lin­ge, Scho­ko­creme­klau­er, Sonn­tags­früh­stücks­ver­mie­ser, grrrrmpf!

Dietmar saved my morning…

Teil der Beute von heute

Teil der Beu­te von heute

Heu­te waren wir mal wie­der im Bau­markt. Nicht in so einem rie­si­gen wie kürz­lich. Ein eher klei­ne­rer, aber mit einem guten Ange­bot, eher von Hand­wer­kern fre­quen­tiert als von Bas­tel­mut­tis. Zum Bas­teln gibts da nix. Wir stan­den eine Wei­le (eine aus­führ­li­che Wei­le) vor dem Regal mit den Roh­ren, die an die ande­re Sei­te einer Dunst­ab­zugs­hau­be kom­men — es geht also um den Trans­port von Koch­mi­as­men nach drau­ßen. Übri­gens waren wir schon zum drit­ten Mal in die­ser Sache unter­wegs. Und die­se Sache ist eine der weni­gen Unstim­mig­kei­ten zwi­schen Ste­phan und mir: Die Sinn­haf­tig­keit einer Dunst­ab­zugs­hau­be erschließt sich mir nicht wirk­lich. Wo doch unse­re Küche ein Fens­ter hat. Und man, wenn mal was anbrennt, sowie­so am bes­ten Zimt­was­ser kocht. Na aber egal, die Dunst­ab­zugs­hau­be haben wir schon mit den ande­ren Küchen­ge­rä­ten vor zwei Jah­ren gekauft, fürs Anbrin­gen aber muss­ten wir auf das Däm­men und Ver­put­zen war­ten (das wird nun in Bäl­de begin­nen). Soviel zur Erklä­rung vorab.

Der geneig­te Leser mag bemerkt haben — die­ses The­ma ist hoch­gra­dig mit Emo­tio­nen besetzt. Nega­ti­ven Emo­tio­nen. Und der Moment heu­te mor­gen, als ich schon mit dem aus­ge­such­ten Plas­tik­stut­zen­kom­plet­to­rohr­mi­t­in­te­grier­tem­Aus­las­sund­Luft­klap­pen-Teil an der Kas­se stand und Ste­phan nur mal eben noch den dazu­ge­hö­ri­gen Schlauch holen woll­te — da dehn­ten sich die weni­gen Minu­ten end­los. Und dann das: Ne, lass uns noch­mal gucken, das ist doch nicht das, was ich mir vor­ge­stellt habe.

Ich gucke dann in einer Art und Wei­se, die ande­re Men­schen in Angst ver­setzt. Tut mir leid. Hat was mit plötz­li­cher Unter­zu­cke­rung zu tun. Jeden­falls stan­den wir kurz vor öffent­li­cher Ehe­kri­se im Bau­markt. Aber dann kam Diet­mar. Diet­mar war heu­te Chef vom Dienst (oder viel­leicht ist er das immer, kei­ne Ahnung, hät­te er aber ver­dient). Und Diet­mar küm­mer­te sich um uns. “Wird Euch denn schon jehol­fen?” Das rhei­ni­sche Kol­lek­tiv-Duzen nimmt schon­mal den Druck raus. In aller See­len­ru­he wur­de die Alter­na­tiv­aus­wahl gelobt (“ja, dat müss­te so jut funk­tio­nie­re”), ein Kun­den­kon­to für uns ange­legt (“wir müs­sen da noch mal eben den Aus­weis kopie­ren, macht ja nix, oder?”). Im Kopie­rer kein Papier, aber auch kein Pro­blem. Die eine Schel­le, die noch fehl­te, muss bestellt wer­den. Kein Pro­blem — obwohl das Com­pu­ter­sys­tem sich stand­haft wei­ger­te, die­sen Arti­kel über­haupt zu ken­nen. Beim ein­zi­gen Paket der Außen­ver­klei­dung in der rich­ti­gen Rohr­durch­mes­ser­grö­ße in eckig war die Packung geöff­net und der Dich­tungs­ring weg — für Diet­mar auch kein Pro­blem. Er ver­schwand für ein paar Minu­ten in den Gän­gen sei­nes Bau­mark­tes und kam mit einer Dich­tung zurück “von wegen, wer hier wat klaut”.

Diet­mar eine Wei­le in sei­nem Bau­markt (wo er ganz ein­deu­tig in sei­nem Ele­ment ist) zuzu­schau­en, hat eine kon­tem­pla­ti­ve Wir­kung. Wie nach einer Dop­pel­sit­zung Yoga mit Aku­punk­tur geht man lächelnd in den Tag zurück — Danke.